Nur wenige Wochen nach der Einweihung des „monheim_cubes“ im Boulevard zwischen Busbahnhof und Eierplatz hat Mischa Kuball jetzt ein Künstlermagazin über seine Arbeit herausgegeben, das bereits hochwertige Fotografien des fertigen Kunstwerks und Impressionen vom Einweihungstag enthält.
Das mit Unterstützung der Stadt Monheim am Rhein realisierte und wertig gestaltete Magazin bilden einen Baustein der niederschwelligen Kunstvermittlung in der „Stadt für alle“ und liegt zum Start mit einer Auflage von 5000 Exemplaren nun kostenlos im Kundencenter der Monheimer Kulturwerke und im Café Extrablatt aus. Die Restauflage wird später auch in den Buchhandel zum Verkauf gehen.
„Mit der Publikation wollen wir allen Interessierten die Möglichkeit geben, sich mit Mischa Kuballs Werk näher auseinanderzusetzen und einen noch besseren Zugang zu seiner Arbeit für Monheim am Rhein zu finden“, erläutert Bürgermeister Daniel Zimmermann. Auch er ist mit einem redaktionellen Beitrag im Magazin vertreten. Darin reflektiert Monheims Stadtoberhaupt unter anderem über die zuweilen ablehnende Haltung von Teilen der Gesellschaft gegenüber kommunalen Investitionen in Kunst. So manchem falle es schwer, sich mit dem Anderssein von Menschen oder der Ungewöhnlichkeit von Kunst zu konfrontieren. Dabei sei die Bereitschaft dazu die Grundlage dafür, in einer demokratischen Gesellschaft leben zu können. „Nur eine Gesellschaft, die Vielfalt wertschätzt und Anderssein zulässt, kann gleichzeitig demokratisch sein.“ Und zu dieser Vielfalt gehöre auch die Kunst, so Zimmermann. Dazu passe, dass sich mit Mischa Kuball ein sehr politischer Künstler die neue Monheimer Mitte zum Thema gemacht habe. „Die Innenstadt“, so der Bürgermeister, „das ist der Markt, wo sich in der Antike wie im Mittelalter Menschen getroffen haben. Diesen Treffpunkt betrachtet Mischa Kuball als einen lebendigen, demokratischen Ort. Seine Installation macht mit ihrem Licht den Puls der Stadt sichtbar, und ihr Sound lässt sie zur dauerhaften Bühne für die Festivalmusik der Monheim Triennale werden. Künstler wie Mischa Kuball verändern die Stadt – und sie verändern damit auch uns.“
„Bitte eintreten!“
Was er den Menschen zu seinem „monheim_cube“ mit auf den Weg geben wolle, fragt Kunstschulleiterin Katharina Braun im Magazin-Interview mit dem Künstler. Kuballs Antwort: „Mein erster Gedanke – Bitte eintreten! Denn der ‚monheim_cube‘ und seine Fragmente bieten Bereiche an, die sich sonst im öffentlichen Raum nicht so zahlreich bieten. Es ist also auch im Vielklang mit den anderen Projekten der Kunst in Monheim am Rhein ein neues Angebot, sich einmal als Impulsmanipulator oder Lichtmanipulatorin zu betätigen und zu erleben.“
Viel gibt es in dem Magazin auch über die Bedeutung von Licht im Allgemeinen und den musikalischen Beitrag zum Werk durch Klangkünstler Frank Schulte und die Monheim Triennale im Besonderen zu erfahren – etwa im Interview mit Triennale-Intendant Reiner Michalke. Absolut lesenswert auch der Beitrag von Elke Buhr unter dem Titel „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Die Chefredakteurin vom Berliner Monopol-Magazin für Kunst und Leben ordnet darin vor allem den heutigen Wert von Kunst im öffentlichen Raum ein. Kunst, so Buhr, brauche, um überhaupt erst zur Kunst zu werden, immer auch ein Publikum, das gemeinsam beschließt, ein Objekt überhaupt erst als Kunst zu erkennen und zu diskutieren, anstatt gleich die Müllabfuhr zu rufen. Debatten seinen dabei ganz normal. „Was soll dieses Ding, das da im Weg steht? Aus Steuergeldern bezahlt? Nutzt es? Nervt es? Kunst im öffentlichen Raum ist schwierig“, weiß die Redakteurin – auch weil die Öffentlichkeit, die über sie urteilen soll, sich radikal gewandelt hat. Die Vorstellung von Öffentlichkeit, mit der wir heute noch arbeiten, entstamme dem Zeitalter der Aufklärung, ordnet Buhr ein. Sie fuße auf der Vorstellung eines bildungshungrigen Bürgertums, das sich einst zum Publikum versammelte, um gemeinsam Kunst zu betrachten, etwa im Theater. „Dieses Publikum entstammte mehr oder weniger der gleichen sozialen Schicht, es hatte einen ähnlichen Bildungshintergrund, es schaute gleichzeitig das Gleiche an.“
Das Publikum bestimmt die Debatte
Bewusst stelle sich die Kunst heute hingegen der ungleich schwierigeren Aufgabe, sehr unterschiedliche Menschen anzusprechen. Vor allem außerhalb der Mauern eines Museums würden sich Kunstwerke dabei einer Öffentlichkeit gegenüber sehen, die geradezu zerlegt sei. Buhr: „Die Gesellschaft ist komplex und vielfältig, ein Knäuel vieler Öffentlichkeiten im realen und im virtuellen Raum, die sich oft kaum noch überschneiden. Gemeinsam haben die Menschen vor allem, dass sie eher auf ihre persönlichen kleinen Bildschirme schauen als gleichzeitig in eine bestimmte Richtung.“ Deshalb sei es heute die große Aufgabe von Kunst im öffentlichen Raum, sich überhaupt erst als Kunst zu beweisen und die Menschen, die mit einem Werk konfrontiert werden, zu einem Publikum zu machen. „Dieses Publikum muss sich nicht einig sein. Aber es muss dem überflüssigen Ding, das da rumsteht und kein Müll sein will, seine Aufmerksamkeit schenken wollen, und sei es nur für einen Moment. Beides muss immer wieder hergestellt werden: das Kunstwerk an sich und auch die Öffentlichkeit, die sich mit ihm beschäftigt. Erst wenn das gelingt, kann die Debatte losgehen“, lädt Heike Buhr ein – und mit ihr die Stadt Monheim am Rhein, die sich immer weiter zu einem offenen und einladenden Ort für Kunst im öffentlichen Raum entwickelt.
Wer mitdebattieren möchte, dem kann Mischa Kuballs Künstlermagazin zum „monheim_cube“ nur als Lektüre empfohlen werden. Es erhellt den Blick – nicht nur auf das neue Lichtkunstwerk in Monheim am Rhein. Mehr zum „monheim_cube“ gibt's hier. (ts)