Mit einem kleinen Europafest wurde am Wochenende vor dem Tag der Deutschen Einheit eine ganz besondere Auszeichnung gefeiert. Auf dem Eierplatz übergab die Österreicherin Johanna Schicker als ehemaliges Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates die Ehrenplakette des Europarats an die Stadt Monheim am Rhein und Bürgermeister Daniel Zimmermann. Eine seltene Ehre, denn jährlich werden europaweit nur etwa zehn dieser Plaketten verliehen. Es ist die dritte und höchste Vorstufe für den großen Europapreis.
Die Ehrung kommt nicht von ungefähr. „Der Europarat schätzt das Engagement der Verantwortlichen in ihrer Stadt und in ihren Partnerstädten sehr“, betonte Johanna Schicker bei der Preisverleihung und unterstrich: „Ich bin auch persönlich sehr beeindruck von Ihren Bemühungen hier vor Ort. Nach der Verleihung der Europafahne 1985 war es jetzt wirklich Zeit für die nächste Stufe. Und ich hoffe und wünsche Ihnen, dass in ein paar Jahren mit dem Europapreis auch noch die höchste Auszeichnung folgen wird.“
Auch Bürgermeister Daniel Zimmermann betonte bei der Auszeichnung in Monheim Mitte seine Freude darüber, „so viele Freundinnen und Freunde der europäischen Idee begrüßen zu können.“ Deren Kommen wog umso mehr, da das Wetter dem Fest leider nicht so gewogen war. Es war einer der wenigen nassen Monheimer Altweiber-Sommertage in diesem Jahr.
Für die internationale Verständigung hingegen war es in Summe ein gutes Monheimer Jahr. Allein 2023 hat es 25 Austausche mit Monheimer Beteiligung gegeben, organisiert durch Schulen, Gruppen und Vereine. Über 400 Monheimerinnen und Monheimer haben an diesen Austauschen teilgenommen. Dem steht nochmal die gleiche Anzahl an Teilnehmenden aus den Partnerstädten gegenüber. Den größten Anteil dabei haben die Schulen. Aber auch die ebenfalls beim Fest präsenten Partnerschaftsvereine, die Sportvereine sowie aus den Reihen der Stadtverwaltung die Feuerwehr und die Personalratsmitglieder organisierten in diesem Jahr Treffen mit Freundinnen und Freunden in den artnerstädten, um sich auszutauschen.
Urkunden sind nur Papier
Zimmermann: „Ich bin als Bürgermeister sehr dankbar, dass es so viele Akteurinnen und Akteure gibt, die diese städtepartnerschaftlichen Begegnungen pflegen. Denn die Urkunden, die im Rathaus hängen, sind am Ende nur ein Stück Papier. Es kommt immer darauf an, was die Menschen aus diesen Städtepartnerschaften machen und wie sie das persönlich leben.“ Wer bei solchen Austauschen dabei sei, merke dann zumeist sehr schnell, wie schön es ist, andere Sprachen und Kulturen kennenzulernen, so Monheims Stadtoberhaupt. Die Tatsache, dass man Menschen begegne, die selbst Spaß an einem solchen Austausch haben, hebe den Wert dieser Reisen zudem noch weit über die rein touristischen Aspekte hinaus.
Solche Begegnungen seien wichtig, betonte Zimmermann: „Das gilt gerade in Zeiten wie jetzt, wo wir uns häufig mit Rechtspopulismus in Europa und auf der ganzen Welt auseinandersetzen müssen, und wo Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz ein großes Thema sind. „Vorurteile bauen wir am besten ab, indem wir fördern, dass Menschen einander begegnen und feststellen, dass es zwar unterschiedliche Sprachen und Kulturen gibt, aber dass wir am Ende eben immer auf Menschen treffen, mit denen es viel mehr Verbindendes als Trennendes gibt.“
Eine Verpflichtung für die Zukunft
Monheims Bürgermeister versprach daher, die Europaplakette als Verpflichtung und Auftrag zu nehmen, Austausche weiterhin zu fördern. In dem Zusammenhang erwähnte der Bürgermeister auch das städtische Interrail-Programm, mit dem Jugendliche nach dem Ende ihrer Schulzeit für einige Wochen quer durch Europa auf Reisen gehen können. Jedes Jahr nehmen rund 150 junge Monheimerinnen und Monheimer die Einladung der Stadt an, die Kosten für das Interrail-Ticket zu übernehmen.
Johanna Schicker dankte: „Ich freue mich über die reichhaltigen, konstanten und vielfältigen Austausche. Und ich gratulieren Ihnen auch zu Ihrem besonderen Engagement für die Jugend.“ Denn es sei wichtig, schon in jungen Jahren das Bewusstsein für Europa und seine Werte hinsichtlich Offenheit und den Respekt gegenüber anderen zu schärfen. Schicker: „Die lokalen und regionalen Gebietskörperschaften sind die ersten Anlaufstellen für die Bürgerinnen und Bürger und haben daher eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Demokratie. Trotz der politischen Unterschiede und der Herausforderungen, mit denen unsere Gesellschaften heute konfrontiert sind, gilt: Die Städte sind die Bastionen der Demokratie und die letzte Zuflucht auf einem Kontinent, auf dem einige Staaten leider dem Populismus zu verfallen drohen. Ich ermuntere Sie daher, sich weiter für ein friedliches und geeintes Europa einzusetzen und ihre Aktivitäten, gerade auch für junge Menschen, sogar noch auszubauen.“
Die Ehrenplakette des Europarats wird bald einen für alle sichtbaren Ehrenplatz im Bürgerbüro erhalten. Der 1949 in Straßburg gegründete Europarat ist die wichtigste Menschenrechtsorganisation des Kontinents und umfasst 46 Mitgliedsstaaten – darunter die 27 Mitglieder der Europäischen Union. (ts)