Die Erinnerung an jüdisches Leben in der eigenen Stadt ist nicht nur in Monheim am Rhein ein wichtiges Mittel im Kampf gegen Rassismus. Auch in der polnischen Partnerstadt Malbork beschäftigen sich Historikerinnen und Historiker mit der Geschichte von Jüdinnen und Juden in der Region. Teile der Ausstellung „Sichtbar, fast vergessen. Über die jüdische Gemeinde in Marienburg.“ des Stadtmuseums werden nun auch im Monheimer Rathaus gezeigt. Am Freitag, 1. März, 17 Uhr, werden Bürgermeister Daniel Zimmermann, sein polnischer Amtskollegen Marek Charzewski und Tomasz Agejczyk, Leiter des Stadtmuseum Malbork, die Ausstellung im Ratssaal gemeinsam eröffnen. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Jüdinnen und Juden gab es in der Region um Marienburg bereits im 10. Jahrhundert. Da ihnen verboten wurde, in den Städten zu leben, ließen sie sich in umliegenden Dörfern nieder. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts durften sie als Bürgerinnen und Bürger des preußischen Staates auch in Städten Immobilien besitzen. So zogen 1813 sechs jüdische Familien nach Marienburg. Auf dem Höhepunkt ihres Bestehens zählte die jüdische Gemeinde in Marienburg schließlich 355 Mitglieder. Die Ausstellung erinnert an zwei Synagogen in Marienburg, jüdische Gesellschaften und Vereine, Berufe der Marienburger Jüdinnen und Juden und ihre Sichtbarkeit im Stadtbild. Bilder zeigen unter anderem das Bekleidungsgeschäft „Conitzer & Söhne“, das der Jude Arnold Flatauer um 1900 an gleich zwei Standorten betrieb. Darüber hinaus war Flatauer Stadtrat, Schützenehrenkönig, setzte sich für die Ernährung von Kindern in der Schule ein und finanzierte die komplette Ausstattung einer neuen Turnhalle.
Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers 1933 wanderten zahlreiche Jüdinnen und Juden aus, bis 1937 sank die Zahl der Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Marienburg auf 30 Personen. Im Jahr 1940 lebten in Marienburg keine Juden mehr. Auf den Listen der Nazis haben die Malborker Historikerinnen und Historiker einige Namen von Menschen gefunden, die in Marienburg geboren wurden oder dort gelebt hatten. Ihnen ist die letzte Tafel der Ausstellung gewidmet.
Der Eintritt ist frei.