Orte des Gedenkens

In Monheim am Rhein erinnern der jüdische Friedhof auf dem Sandberg und das Mahnmal am Kradepohl an jüdisches Leben und sein gewaltsames Ende durch den Nationalsozialismus. Auf dem katholischen Friedhof wird der Männer und Frauen gedacht, die während des Zweiten Weltkriegs in Monheim Zwangsarbeit leisten mussten.

Hinzu kommen als dezentrales Denkmal die [intern]Stolpersteine und eine Stolperschwelle.


Jüdischer Friedhof an der Hasenstraße

Juden sind in Monheim seit 1235 urkundlich belegt. Nach den verheerenden Pogromen im Zusammenhang mit der Pest im Jahr 1349 sind sie erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wieder in Monheim nachweisbar. Diese Jüdinnen und Juden gehörten zunächst der Filialgemeinde Richrath, später der Synagogengemeinde Solingen an. Bestattet wurden Monheimer Jüdinnen und Juden bis 1845 auf dem jüdischen Friedhof in Richrath. Nachdem den in Monheim ansässigen Juden im Oktober 1844 die Einrichtung eines Bethauses an der Grabenstraße genehmigt worden war, legten sie auf dem Sandberg, damals noch weit abgeschieden von jeglicher Besiedlung, einen eigenen Friedhof an.

Verwüstung im Zuge der „Reichspogromnacht“

Die Nationalsozialisten griffen auch in Monheim jüdisches Leben und Symbole des Judentums an. Der jüdische Friedhof wurde im Zuge der „Reichspogromnacht“ verwüstet. Grabsteine wurden umgeworfen und zerstört. Eine Aneignung und Umnutzung durch die Gemeinde scheiterte damals jedoch an rechtlichen und bürokratischen Hürden, sodass der Friedhof erhalten blieb. Auch nach dem Krieg wurde der Friedhof als solcher genutzt: Die letzte Bestattung fand 1960 statt, als Hermann Wagner zur letzten Ruhe neben seine Ehefrau Helene (geb. Herz) gebettet wurde.

Im Jahr 1967 ließ die Stadt das Friedhofsgelände neu ordnen und mit einer Mauer umfassen. Am 18. Mai 1969 wurde eine Steinplatte mit der Inschrift „Zum Gedenken an die jüdische Gemeinde zu Monheim“ enthüllt, gestaltet von Bildhauer und Steinmetzmeister Heinz Püster (1908–1983), gestiftet vom Bundesverband für den Zivilen Selbstschutz. So wurde dieser Ort des Totengedenkens zu einem allgemeineren Gedenkraum. Als 1988 das Mahnmal am Kradepohl eingeweiht wurde, verlagerten sich die Gedenkveranstaltungen dorthin und der Friedhof wurde wieder ein Ort der Totenruhe. Seit 2009 steht der Friedhof unter Denkmalschutz.

Im Gegensatz zu christlichen Begräbnisstätten finden sich jüdische Friedhöfe meist außerhalb von Siedlungen. Die Grabsteine sind in Deutschland mit hebräischen, hebräisch-deutschen oder deutschen Inschriften versehen. Nach jüdischer Vorstellung gehört der oder dem Toten allein der eigene Bestattungsraum. Eine Neubelegung oder Umnutzung ist also verboten. Von einem „ehemaligen“ jüdischen Friedhof spricht man daher auch nicht, wenn keine Bestattungen mehr stattfinden.

Der Friedhof ist ein Ort der Totenruhe, der Trauer und der Erinnerung. Besucherinnen und Besucher werden gebeten, sich angemessen zu verhalten und die Totenruhe nicht zu stören. Männer, die einen jüdischen Friedhof betreten, sollten eine Kopfbedeckung tragen, auch wenn sie nicht jüdisch sind. Als Gruß an die Verstorbenen legen Besucherinnen und Besucher kleine Steine auf den Grabstein. Am Sabbat, von Freitagabend bis Samstagabend, sollte der Friedhof nicht betreten werden.


Mahnmal am Kradepohl

Zum fünfzigsten Jahrestag der Pogromnacht wurde am 9. November 1988 am Kradepohl das Mahnmal mit der Inschrift „Zum Gedenken an das Unrecht 1933–1945“ enthüllt. Es erinnert an die Opfer der Judenverfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Inschrift ist auch auf Hebräisch abgebildet „זכר לעוול“. Die Plastik stammt von dem Baumberger Bildhauer Hans Schweizer (1925–2005).

Am Mahnmal finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen statt, so beim jährlichen Jugendaustausch zwischen Otto-Hahn-Gymnasium und Shifman High School aus der israelischen Partnerstadt Tirat Carmel sowie am 9. November im Anschluss an die [intern]Gedenkstunde zur Pogromnacht vom 9. November 1938 in der Altstadtkirche.

Über jüdisches Leben im Kreis Mettmann informiert die Online-Ausstellung [extern]„Hier ist meine Heimat“.


Gedenksteine auf dem katholischen Friedhof

Nahe der südlichen Mauer des katholischen Friedhofs wurde im Dezember 2018 ein Gedenkstein für zwanzig dort bestattete Zwangsarbeiter eingeweiht. Die Tafel mit der Überschrift „Hier ruhen Zwangsarbeitskräfte, die in Monheim wohnten und arbeiteten“ vereinigt und korrigiert die Inschriften zweier älterer Steine, die sich in unmittelbarer Nähe befinden.

Deren einen stiftete die Kettenfabrik Pötz & Sand, wie aus dem Titel hervorgeht: „Unseren im Bombenangriff am 21.2.1945 gefallenen treuen russischen Mitarbeitern in Dankbarkeit errichtet von der Firma Pötz & Sand“. Allerdings kamen nicht alle der zehn mit Inschriften gewürdigten Personen am [intern]21. Februar 1945 ums Leben, nicht alle waren russischer Herkunft und nicht alle hatten bei Pötz & Sand gearbeitet.

Ebenfalls zehn Namen von Zwangsarbeitern nennt ein kleinerer Stein, dessen Stifter unbekannt ist.

Auf die Initiative einer Schülerarbeitsgemeinschaft der Peter-Ustinov-Gesamtschule und ihres Lehrers Gregor Randerath geht die Gedenktafel zurück, die seit Februar 2005 an der Außenseite der Mauer an der Friedhofstraße an die Menschen erinnert, die während des Zweiten Weltkriegs in Monheim, Baumberg und Hitdorf Zwangsarbeit leisten mussten. Darauf bezieht sich die in der Inschrift genannte Zahl „1400“. Die ersten Zwangsarbeiter waren polnische Kriegsgefangene, die bereits 1939 nach Monheim kamen.


„Klagende Mutter“

Die von dem Monheimer Bildhauer und Steinmetzmeister Heinz Püster (1908–1983) geschaffene Plastik „Klagende Mutter“ wurde am Volkstrauertag 1954 enthüllt. Vor der Figurengruppe liegt eine Steintafel mit der Inschrift „Unseren Toten | 1914–1918 | 1939–1945“. In den Sockel des Denkmals wurde eine Urkunde eingelegt, in der es heißt:

„[…] neuneinhalb Jahre nach Beendigung des [intern]zweiten Weltkrieges weiht die Gemeinde Monheim dieses Ehrenmal zum Gedenken der Gefallenen aller Kriege und derer[,] die wegen ihrer Gesinnung ihr Leben gelassen haben. Aus einem sieben Tonnen schweren Muschelkalkblock ist nach einem Entwurf des Bildhauers Heinz Püster dieses Ehrenmal entstanden. Es stellt eine Mutter mit zwei Kindern dar, die nach dem Soldatentod des Mannes und den verheerenden Bombennächten Hab und Gut verloren hat. Trauer und Klage begleiten ihren Blick ins Ungewisse. Das Gesicht des Knaben ist schon vom Erkennen des Elends gezeichnet, während das Mädchen staunend und unwissend an der Mutter empor blickt. Alle haben die Macht der Menschen zum Tode kennengelernt. Die Toten sollen geehrt, aber die Zerstörung des von GOTT geschaffenen Lebens verurteilt werden. […] Nach dem Willen seines Förderers, des Amtsdirektors [intern]Hugo Goebel, soll das Ehrenmal die Gemeinde an die unantastbare Würde und die natürlichen Rechte des Einzelmenschen auf Leben, Freiheit, Eigentum, Gewissensfreiheit und Widerstandsrecht erinnern.“

Im Juli 2020 ließ die Stadt Skulptur und Inschriftentafel restaurieren.


Weiterführende Literatur

[PDF]Broschüre „Erinnern statt vergessen. Stolpersteine in Monheim am Rhein“

  • Buter, Peter; Pohlmann, Rudolf: Franz Boehm 1880–1945. Glaubenszeuge und Märtyrer, Monheim am Rhein 2005.
  • Hennen, Karl-Heinz: Zwangsarbeit in Monheim, Baumberg und Hitdorf, Monheim am Rhein 2012.
  • Hennen, Karl-Heinz: Geschichte der Juden in Monheim / History of Jews in Monheim, Monheim am Rhein 2014.
  • Hennen, Karl-Heinz: Verfolgung und Denunziation im Amt Monheim 1933 bis 1945, Monheim am Rhein 2020.

Stelentext Jüdischer Friedhof

Gebärdensprachvideo Jüdischer Friedhof

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