Am Entreé von Monheims Neuer Mitte begrüßt eine Skulpturengruppe des berühmten britischen Bildhauers Tony Cragg die Besucherinnen und Besucher. Drei schlanke, dunkel gefasste Stelen ragen dynamisch in die Höhe ziehen die Blicke am Ingeborg-Friebe-Platz auf sich.
Die von Tony Cragg für Monheim am Rhein entworfenen Säulen aus Bronze sind jeweils rund fünfeinhalb Meter hoch. Sie sind in der Form eines Dreiecks angeordnet, im gleichen Abstand zueinander. Man kann und soll zwischen ihnen hindurchgehen und sie so von allen Seiten betrachten. Sie ragen empor, dabei sind sie nicht gerade, sondern weiten und verjüngen sich geschwungen in alle Richtungen. Die Formen wirken fließend und gleichzeitig wie in der Bewegung eingefroren. Wie der Titel der Arbeit „Points of View”, andeutet, verändert sich der Eindruck des Kunstwerks, je nachdem, aus welcher Perspektive man sich ihm nähert. Aus immer neuen Blickwinkeln betrachtet, scheinen dabei in den Konturen der Säulen immer wieder vertraute Formen auf: Gesichter im Profil, die entstehen und vergehen, wie bei einem Kippbild. Tony Cragg ist ein Meister im Spiel mit dem Gegensatz von Statik und Dynamik und mit abstrakten Formen, die zugleich gegenständliche, oft fast menschlich wirkende Züge haben.
Die für Monheim am Rhein entworfenen Säulen fügen sich ein in die Werkgruppe der „Points of View“, die Tony Cragg in immer neuen Ausprägungen seit 2002 entwickelt. Sie sind oft als Dreierkonstellation gruppiert, finden sich aber auch als einzelne Skulpturen. Jede von ihnen geht als Unikat zurück auf die detaillierte händische Konstruktion des Künstlers im Atelier. Die Monheimer „Points of View“ fügen sich harmonisch in die belebte Umgebung. Im Kontext des funktional gestalteten Busbahnhofs, der dichten Bebauung des Einkaufszentrums und der sich öffnenden Einkaufspassage bildet das Kunstwerk einen willkommenen optischen Kontrast. Es verleiht dem sehr praktisch bestimmten Ort einen gestalterischen Mehrwert, der keiner Funktion dient. Allein mit der Freude an der spannungsreichen, dynamischen Form setzt der Künstler der rigiden Architektur einen lebendigen Impuls entgegen und bereichert die Wahrnehmung der Passantinnen und Passanten um immer neue Eindrücke und Perspektiven.
„Um über die Form und Struktur vieler Dinge zu entscheiden, werden wir Skulptur und skulpturales Denken brauchen. Ich würde skulpturales Denken gerne auf die Biomechanik anwenden, auf Regierungseinrichtungen, soziale Strukturen und so weiter“ – Tony Cragg
geb. 1949 in Liverpool, Großbritannien
1969–1977 Studium am Gloucestershire College of Art, Cheltenham, dem Wimbeldon College of art London und dem Royal College of Art, London
1976 Professur an der Ecole des Beaux Arts de Metz, Frankreich
1977 Umzug nach Wuppertal
1988 Britischer Pavillon auf der 43. Biennale von Venedig
1988 Professur an der Kunstakademie Düsseldorf
1996 Mitglied der Royal Academy
2009–2013 Rektor der Kunstakademie Düsseldorf
Ausstellungen (Auswahl)
Seit den 70er-Jahren sind die Arbeiten Tony Craggs in zahlreichen Ausstellungen zu sehen. Zu den bedeutenden Einzelausstellungen und Retrospektiven in jüngeren Jahren zählen:
2009 Tony Cragg – Second Nature, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe; Bronzeskulpturen, Museum der Moderne Salzburg
2011 Tony Cragg: Sculptures and Drawings. Scottish National Gallery of Modern Art, Edinburgh, Schottland
2011 Tony Cragg – Figure out / Figure in, Louvre, Paris, Frankreich; Museum Küppersmühle für Moderne Kunst, Duisburg, hier betitelt: Dinge im Kopf
2016 Parts of the World, Retrospektive, Von der Heydt-Museum, Wuppertal
2016/17 Tony Cragg. Unnatural Selection, Hessisches Landesmuseum Darmstadt
2017 Tony Cragg: Esculturas y Dibujos, Museo Nacional de Bellas Artes in Havanna, Kuba; Museum Ludwig Koblenz, hier betitelt: Tony Cragg. Sculptures and Works on Paper
2022 Tony Cragg – Sculpture: Body and Soul, Albertina, Wien
Preise und Auszeichnungen (Auswahl)
1988 Turner Prize
2001 Shakespeare Prize
2007 Praemium Imperiale (Weltkulturpreis des japanischen Kaiserhauses)
2012 Bundesverdienstkreuz
2016 Ernennung zum Knight Bachelor