Hätte nicht am 14. Juli 1789 die Französische Revolution begonnen, hätte der Rat am 5. April 2006 keinen neuen Ersten Beigeordneten gewählt. Die Aussage klingt gewagt, hat aber durchaus ihre Berechtigung – denn das Amt des Beigeordneten wurde im revolutionären Frankreich geschaffen.
Der „adjoint de maire“ war Vertreter und Amtsgehilfe des Bürgermeisters. Als Napoleons Truppen das Rheinland besetzten, wurden dort die französischen Verwaltungsfunktionen eingeführt, einschließlich des „adjoint de maire“, des Adjunkten oder Beigeordneten.
Von 1806 bis 1813 stand auch Monheim unter französischer Vorherrschaft. Im gesamten Großherzogtum Berg trat 1807 folgende Verordnung des von Napoleon eingesetzten Großherzogs Joachim Murat in Kraft: „Die Städte oder Flecken von 2500 Einwohnern bis 5000 werden einen Direktor und zwei Beygeordnete haben“. Für die leitenden Funktionen kamen freilich nur Personen infrage, die „in Ansehung ihrer Vermögens-Umstände und ihres Standes den Municipal-Verrichtungen am füglichsten obwalten können“.
So wurde der Besitzer des Fronhofes, Christian Peters, Direktor der rund 3150 Einwohner zählenden Munizipalität Monheim (bestehend aus Monheim, Baumberg, Blee, Hitdorf und Rheindorf). Erster Beigeordneter wurde Heinrich vom Berg, zweiter Beigeordneter Johann Wilhelm Adams aus Rheindorf. Nach den Franzosen kamen die Preußen. Der Wiener Kongress zog die Grenzen in Europa neu und Monheim fand sich in der preußischen Rheinprovinz wieder.
Da der „Adjunkt“ oder „Beygeordnete“ sich bewährt hatte, behielten ihn die Preußen bei. So regelte § 103 der Gemeindeordnung für die Rheinprovinz von 1845: „Für jede Bürgermeisterei sind von der Regierung zwei oder, wo es das Bedürfniß erfordert, mehrere Beigeordnete zu ernennen; das Amt derselben dauert sechs Jahre, nach deren Ablauf sie wieder ernannt werden können. Die Beigeordneten sind bestimmt, einzelne Amtsgeschäfte, welche der Bürgermeister ihnen aufträgt, zu besorgen, und diesen in Verhinderungsfällen und während der Erledigung des Amtes nach der unter ihnen von der Regierung festzusetzenden Reihefolge zu vertreten.“
Seit rund 200 Jahren gibt es also in Monheim einen oder mehrere Beigeordnete. Viele Namen sind heute vergessen, denn meist standen die Beigeordneten im Schatten ihrer Vorgesetzten, der Bürgermeister. So etwa Josef Stefen, der unter Philipp Krischer Erster Beigeordneter war und bei dessen Tod 1925 immerhin kommissarisch die Verwaltungsleitung übernahm. Die Beigeordnetenfunktion konnte aber auch ein Karriere-Sprungbrett sein. Das gilt für Hugo Goebel, der von Mai bis Juli 1945 zunächst Beigeordneter war und dann 25 Jahre lang Verwaltungschef.
Nur einmal war bisher eine Frau Beigeordnete im Monheimer Rathaus. Als Gisa Rothe von 1978 bis 1981 als Technische Beigeordnete amtierte, war das immer wieder ein Thema auch für überregionale Medien. Eine Frau mit Ingenieur-Diplom und dazu in hoher Verwaltungsposition – das hatte damals noch den Anschein des Sensationellen.
Zuletzt geändert am 23.Juli 2020