Die Monheimer sind Flachlandbewohner. Die Höhenlage des Stadtgebiets bewegt sich zwischen 35 und 45 Meter über Normalnull. Die Ortsbezeichnung „Sandberg“ sollte daher nicht allzu große Erwartungen wecken.
Immerhin: Wer das Viertel aus Richtung Stadtmitte erreichen will, hat an der Knipprather, der Sperber- und Hasenstraße eine merkliche Steigung zu überwinden. Beim Sandberg handele sich eine um Dünenkuppe, entstanden nach der letzten Eiszeit aus Verwehungen von feinem, aus Rheinablagerungen stammendem Quarz und Quarzitsand, erläutert Dieter Richling in seiner 1962 entstandenen Diplomarbeit „Monheim, Hitdorf, Baumberg – eine wirtschafts- und sozialgeographische Untersuchung“ (Kopie im Stadtarchiv).
Bis in die 1960er-Jahre war der Sandberg eine heideartige Landschaft, in der sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten. In den weiten Flächen verloren sich zum Knipprather Wald hin einzelne Häuser und Gehöfte.
Der alte Monheimer und zeitweilige Amtsbürgermeister Heinrich Süß (1882–1958) hielt kurz vor seinem Tod Erinnerungen fest. Er schrieb: „Ein kleiner Vorflecken von Monheim war der Sandberg mit dem ‚Steene Krüx’, dem Steinernen Kreuz. Von diesem Kreuz bis ins eigentliche Monheim stand nur ein Haus, in welchem sich eine Korbmacherei befand.“ (Abgedruckt in: Alt-Monheimer Dokumente, Lieder, Gedichte und Geschichten; herausgegeben von Karl König, Verlag Jean König, Monheim 1989.)
Das „Steinkreuz vor Monheim“ ist schon 1670 in einer Beschreibung der Grenzen des Jagdbezirks der Dückeburg erwähnt (Rolf Müller, Stadtgeschichte Langenfeld, Verlag Stadtarchiv Langenfeld, 1992, S. 176, 193). Im Jahr 1711 wurde es von Franz Arenschloß und Petronella Fochs erneuert. Später als „Sandbergkreuz“ bekannt, stand es, aus Richtung Langenfeld betrachtet, zunächst an der Opladener Straße kurz vor der Einmündung Gartzenweg. Alte Monheimer erinnern sich zudem an eine mächtige Linde, die das Kreuz beschirmte.
1959 wurde die Opladener Straße ausgebaut und das Kreuz in die Einfahrt der damaligen BP-Tankstelle versetzt. Als dann die Schwalbenstraße ausgebaut wurde, gelangte das Kreuz in den Abzweig der neuen Straße. Die Fahrbahn wurde in den 1980er-Jahren begradigt; das Kreuz musste abermals umziehen zum jetzigen Standort an der Schwalbenstraße / Ecke Hasenstraße.
Mit der Abgeschiedenheit des Sandbergs ging es in den 1960er-Jahren zu Ende, als zwischen geplanter „Nord-Süd-Straße“ im Osten, Hasenstraße im Süden, Schwalbenstraße im Westen und Knipprather Straße im Norden ein großes Wohngebiet ausgewiesen wurde. Bei der Benennung der Straßen im 45 Hektar großen Planungsgebiet „Monheim Ost“ zeigte man sich naturverbunden und erwählte Wald und Bäume sowie Tiere zu Namenspatronen; wie auch in der östlich benachbarten Waldsiedlung.
Dabei hegten die zuständigen Gremien eine Vorliebe für Vögel. Davon zeugt nicht nur die Schwalbenstraße (benannt 1959), sondern auch Reiherstraße, Kranichstraße und Gänseweg (alle 1963), Habicht- und Falkenstraße (1964), Lerchenweg (1971) und andere mehr. Die Rheinische Post berichtete am 24. Dezember 1963 über „Monheim Ost“:
„Hier, in einer einzigartig schönen Wohnlage, werden in nicht allzuferner Zeit rund zweitausend Bürger eine neue Heimat finden. Die Planung sieht die Erstellung von über 550 Wohnungseinheiten vor, davon 369 in Miethäusern, 168 in zweigeschossigen Reiheneigenheimen und 16 in eingeschossigen, freistehenden Eigenheimen.“ Auch hier waren die damals so beliebten „städtebaulichen Dominanten“ vorgesehen, in Gestalt von „zwei Punkthäusern (acht- und neungeschossig)“ – an der Wachtelstraße wurden sie zumindest Teilrealität.
Aber nicht nur Wohnhäuser wurden gebaut. An der Falkenstraße entstand ein Schulzentrum, das 1967 eröffnet und seither mehrmals erweitert wurde. Erbittert war darum gestritten worden, ob die neue Schule konfessionell ausgerichtet oder als Gemeinschaftsschule geführt werden sollte. Die Eltern entschieden sich mit klarer Mehrheit für letzteres. Heute sind in den Gebäuden die Peter-Ustinov-Gesamtschule und die Grundschule am Lerchenweg untergebracht.
Die katholische Pfarrgemeinde St. Gereon errichtete an der Hasenstraße die Filialkirche St. Ursula. Der Pavillonbau wurde ebenfalls 1967 eingeweiht und war eigentlich als Provisorium gedacht. Und auch die Stadt-Sparkasse feierte 1967 an der Hasenstraße Neueröffnung. An der Ecke Schwalbenstraße richtete sie eine Zweigstelle ein. 1995 wurde sie geschlossen.
An der Hasenstraße liegt zudem der jüdische Friedhof. Er besteht wahrscheinlich seit dem 19. Jahrhundert, die letzte Beisetzung war 1960. Seit 1969 ist er als Gedenkstätte hergerichtet. Am 8. November 1938, also bereits einen Tag vor der Reichspogromnacht, wurde der Friedhof von Nazis geschändet.
Am Sandberg, an der Schwalbenstraße 18, stand auch das erste Monheimer Schwimmbad. Mit einem Köpper in voller Montur vom Drei-Meter-Brett zog Stadtbaudirektor Heinz Neubauer (1910–1988) bei der Eröffnung des Hallenbads am 27. Februar 1971 alle Blicke auf sich. Weitere Attraktion war ein Schwimmwettkampf zwischen Rat und Verwaltung, den letztere für sich entschied.
Hallen- und Freibad, die je nach Saison wechselweise öffneten, sind inzwischen Geschichte. Das Hallenbad, 1986 noch um eine große Wasserrutsche erweitert, die außen ums Gebäude herum führte, wurde im Juli 1998 geschlossen und danach abgerissen. Heute stehen auf dem Gelände Wohnhäuser.
Nahe dem Hallenbad erhielt der Sandberg am Lerchenweg auch ein kleines Einkaufszentrum, das im Juli 1971 eröffnet wurde. Güter des täglichen Bedarfs gab es im „Wedi“-Markt (nach zwei Jahren von „Kaiser’s Kaffee“ übernommen). Zum weiteren Angebot zählten Bäckerei Gorny, Sandberg-Apotheke, Frisiersalon Linnemann, Gaststätte Zum Treppchen und ein Kiosk.
Zuletzt geändert am 22. Juni 2023