1992 haben sich die vier Künstler Hans Hemmert, Axel Lieber, Thomas A. Schmidt und Georg Zey in Berlin zur Künstlergruppe Inges Idee zusammengeschlossen. Als Gruppe gehen sie in ihrer künstlerischen Arbeit gemeinsam der Frage nach, welche Auswirkungen öffentlich zugängliche Kunst auf die Menschen und das urbane Umfeld haben. Darüber hinaus arbeiten die Künstler auch unabhängig voneinander an ihrem Einzelwerk.
Seit ihrer Gründung konnten inzwischen weltweit zahlreiche Kunstwerke realisiert werden, die speziell für die spezifischen Umgebungen konzipiert wurden. Sie bestimmen diese Orte neu und verändern damit die Beziehung der Betrachterinnen und Betrachter zu dem, was sie dort wahrnehmen und erleben.
Orte neu bestimmen
Ein Beispiel ist die Fassadengestaltung des 1970 erbauten Parkhauses am Carlsplatz in der Düsseldorfer Altstadt. Das Kunstwerk „Schmuck“ zeigt seit 2004 zehn überdimensionierte Preziosen, die in die Lochfassade eingefädelt sind. Es wirkt, als hätte sich das eher unansehliche Gebäude mit Ringen, Armbändern und Ketten selbst behangen, ähnlich vielen Nutzerinnen und Nutzern des Parkhauses und den Besuchenden der Modemetropole.
Ebenfalls aus 2004 stammt die Arbeit „Zebra“ an der Pforte der JVA Wriezen in Brandenburg. Statt der Verfremdung durch Vergrößerung, wie in Düsseldorf, wählte die Künstlergruppe hier die Methode der Verkleinerung. Das naturalistisch bemalte Zebra hat hier in etwa die Größe eines Ponys. Auf einer kleinen Insel aus Gras stehend, umgeben von grauem Pflaster, blickt das gesellige Herdentier von außen durch die Gitterstäbe zu den Häftlingen. Denkt man sich die Häftlinge in der früher üblichen gestreiften Gefängniskleidung kann man sie als Artgenossen des Zebras verstehen. Isoliert steht das kleine Tier in seinem Gehege aus Gras, ähnlich den Gefängnisinsassen in ihrer Zelle. Die geschrumpfte Gestalt des Zebras korrespondiert zur deutlich beschränkten Möglichkeit zur Selbstentfaltung der Häftlinge.
Zum Leben erweckt
Ähnlich sensibel und irritierend zugleich definiert Inges Idee auch den Kreisverkehr am Berliner Ring/Ecke Bleer Straße in Monheim am Rhein. Die Skulptur „Haste Töne“ greift den Lebensraum der Monheimerinnen und Monheimer auf und begegnet ihnen auf dem Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder zu einer Verabredung. Auch hier bestimmt der Maßstab das Erleben und lässt vermeintlich Bekanntes plötzlich fremd erscheinen. Überdimensioniert und am besten aus der Vogelperspektive zu erkennen, interpretiert die Künstlergruppe den Kreisverkehr als Plattenspieler mit aufgelegter Schallplatte. Die Insel des Kreisverkehrs beinhaltet den Dorn und das Label, die Fahrbahn entspricht dem Bereich der Tonrille. Am Straßenrand wartet der Arm des Plattenspielers auf seinen Einsatz, doch die Musik läuft bereits: Als Plattenspieler inszeniert, lässt sich die Geräuschkulisse des Kreisverkehres als konkrete Musik erleben. Rhythmus und Dynamik werden bestimmt von den Autos und Fahrrädern, den Fußgängern und Vögeln, die hier zufällig aufeinandertreffen. Ihre Nutzung des Kreisverkehrs vervollständigt letztlich die skulpturale Installation und erweckt sie so zum Leben.
Künstlergruppe für Kunst im öffentlichen Raum
1992 in Berlin gegründet, bestehend aus Hans Hemmert, Axel Lieber, Thomas A. Schmidt und Georg Zey
Projekte (Auswahl)
2006 Snowman, Snowflake, Vivocity, Singapur
2009 Drop, VCCEP Vancouver, Convention Centre, Vancouver
2013 Zauberlehrling, EMSCHERKUNST 2013, Oberhausen
2018 Look at you, Kristianstad Arena, Kristianstad, Schweden
2015-2018 Erwartungen, Main Station, Taichung, Taiwan
2019 Step, Lotte Mall Songdo, Seoul
Publikationen (Auswahl)
Institut für Moderne Kunst Nürnberg (Hg.), Inges Idee: Projekte 2002-2007, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2007, ISBN: 978-3-939738-83-1
Institut für Moderne Kunst Nürnberg (Hg.), Inges Idee: Projekte 2006-2011, Verlag für Moderne Kunst, Nürnberg 2012, ISBN: 978-3-86984-341-4
Weitere Informationen unter www.ingesidee.de und auf www.nrw-skulptur.net.