Am Wald – kurz und knapp klingt der Straßenname, den der Monheimer Gemeinderat am 25. Mai 1949 vergab. Leicht zu erklären ist die Bezeichnung auch: Die Straße schmiegt sich an den südlichen Rand des Knipprather Waldes an. Dort irgendwo dürfte die Wiege des Ritters Winrich von Kniprode gestanden haben, der zwischen 1310 und 1315 geboren wurde und es bis zum Hochmeister des Deutschen Ordens brachte.
Schon bevor die Straße „Am Wald“ benannt und ausgebaut wurde, hatten sich dort Unternehmen niedergelassen. 1946 öffnete die Holzhandlung Goebel (Am Wald 1) ihre Pforten, 1947 folgte die Spedition Paul Dammasch. Der Fuhrpark bestand zunächst aus einem einzigen Lkw aus britischen Militärbeständen. Zu den Ansiedlungen der Nachkriegszeit gehört auch der Zaun- und Torbau-Fachbetrieb Kaiser. Gegründet wurde das Familienunternehmen 1928 von Reinhard Kaiser in Labes in Pommern. Inzwischen ist die dritte Generation am Ruder.
Ältester Gewerbebetrieb im Osten des heutigen Stadtgebiets war freilich die von dem Monheimer Baumeister Philipp Müller in den frühen 1890er-Jahren gegründete Ziegelei. Zunächst wurden die örtlichen Lehm- und Tonvorkommen ausgebeutet. Daran erinnern heute die Straßennamen „An der alten Ziegelei“ und „An der Tongrube“.
Nach der Stilllegung des Betriebs, der zuletzt als Ringofenziegelei Hanke & Co. firmierte, begann im Verlauf des Jahres 1971 der Abriss der Produktionsanlagen; im Mai 1972 wurde der etwa vierzig Meter hohe Schornstein gesprengt. Inhaber Fritz Hanke (1906–1986) gehörte von 1961 bis 1969 dem Rat an; von 1961 bis 1968 als Vorsitzender der FDP-Fraktion, die restliche Zeit nach internen Querelen als Parteiloser.
Die Straße „Am Kieswerk“ ist heute die einzige Zufahrt zum Gewerbegebiet „Am Wald“. Mit dem Kieswerk sind die Kies- und Sandbaggereien gemeint, die sich früher jenseits der Opladener Straße befanden. 1914 begann der ehemalige Rheinschiffer Heinrich Büteführ († 1951 im Alter von 82 Jahren) mit der Gewinnung von Kies und Sand, seit 1928 baggerte auch Reinhard Schwartner († 1957).
Im Dezember 1998 waren die Kiesvorräte im nunmehr sogenannten Monbag-See erschöpft. Die Förderanlagen sind längst demontiert, ein Kran aus dem Jahr 1928 blieb als Industriedenkmal erhalten. Der im Laufe der Jahrzehnte entstandene See ist fast 70 Hektar groß und bis zu 22 Meter tief.
Wo schwer gearbeitet wird, gibt es auch großen Durst. Dem half seit 1898 der Gastwirt Jean Müller ab, ein Sohn des Ziegelei-Gründers Philipp Müller. Im „Waldschlösschen“ an der „Birkenhecke“, wie die Gegend damals genannt wurde, kehrten auf dem Weg in den Feierabend die Arbeiter der umliegenden Betriebe ein, und sonntags auch viele Ausflügler. Die konnten ab 1904 mit der Gleislosen Bahn anreisen, ab 1908 mit der Schienenbahn. Die Haltestelle „Waldschlösschen“ gibt es noch, obgleich sie seit 1963 von Bussen bedient wird und die Gaststätte seit den 1990er-Jahren geschlossen ist.
Eine weitere Gaststätte wurde spätestens 1968 eröffnet, der „Wilddieb“. Viele seiner Gäste kamen aus der Waldsiedlung, die 1964 bezugsfertig war. Der Architekt Werner Klotzbach (Wuppertal) und der Diplom-Ingenieur Walter Steffens (Düsseldorf) hatten zwischen Knipprather Wald und der geplanten „Nord-Süd-Straße“ (seit 1979 Baumberger Chaussee) 179 Reiheneigenheime, elf Bungalows, zwei achtgeschossige Hochhäuser (Marderstraße 2 und 4) sowie zwei viergeschossige und drei dreigeschossige Wohnhäuser errichtet, die Platz für insgesamt 1200 Menschen boten, viele von ihnen aus Düsseldorf.
Und ganz in der Nähe, in der ehemaligen Schreinerei Förster, war auch der erste Monheimer Supermarkt zu finden. Mit „Diskonta“ von der „Friedrich Krupp Konsumanstalt“ in Essen schritt auch im Stadtgebiet der Strukturwandel im Einzelhandel voran. Der langgezogene Bau, der zuletzt einen „Groka“-Markt beherbergte, wurde 1999 abgerissen.
Das nutzte „Aldi“ für den Bau einer größeren Filiale. Der Discounter war schon in den 1980er-Jahren zum Wald gekommen, 1998 tat es ihm der Rivale „Lidl“ gleich.
Zuletzt geändert am 11. November 2020