Je länger der Krieg dauerte, umso mehr litt die Bevölkerung unter der ständigen Bedrohung durch Luftangriffe und unter der eingeschränkten Versorgung. Bei der Vorbereitung dieser Internetseiten wurden auch die Protokollbücher der Gemeinderäte von Monheim und Baumberg durchgesehen. Wie sich dabei schnell herausstellte, waren der Krieg und seine Folgen für die Gemeindevertreter kein großes Thema.
Allenfalls am Rande ist mitunter davon die Rede, etwa wenn „Möglichkeiten für eine würdige Ehrung der in diesem Kriege gefallenen Krieger besprochen“ werden (Gemeinderat Monheim, 31. März 1942) oder wenn mitgeteilt wird, dass rund sechzig Prozent des Verwaltungspersonals „unter den Fahnen stehe und dass die schwierigen Verwaltungsaufgaben mit nur wenigen Fachkräften unter Mithilfe einer Anzahl Aushilfskräfte gemeistert werden müssten“ (Gemeinderat Monheim, 28. März 1944).
Von den Gemeinderäten, in denen nur Mitglieder der NSDAP oder der NSDAP genehme Personen saßen, hatten die Bürger in ihrer Not nichts zu erwarten. Sitzungen fanden immer seltener statt, 1943 traten die Räte nur noch einmal zusammen und seit März 1944 gar nicht mehr.
Zu beschließen hatten die Gemeinderäte nach den Vorgaben des NS-Staats freilich ohnehin nichts. Der Bürgermeister brauchte sie nur anzuhören und entschied dann nach eigenem Ermessen.
Welche Rolle den Gemeinderäten unter den Vorzeichen von Diktatur und Krieg zugedacht war, hatte ihnen Bürgermeister Josef Grütering schon im Mai 1940 gesagt. Er wies sie „auf ihre besonderen Pflichten hin, die sie die im Verkehr zwischen Verwaltung und der Bevölkerung zu erfüllen hätten. Insbesondere sollen die Gemeinderäte da aufklärend wirken, wo durch die Kriegsmaßnahmen eine Hilfe der Volksgenossen ausbleibt oder zurückgestellt werden muss“ (Gemeinderat Monheim, 3. Mai 1940).
Aber noch aus einem weiteren Grund war die kommunale Handlungsfähigkeit nahezu aufgehoben. Seit Kriegsbeginn hatte jede Gemeinde einen staatlich festgelegten Kriegsbeitrag aufzubringen, der in Form von Steuerzuschlägen erhoben wurde. Der Kriegsbeitrag war alsbald der höchste Ausgabeposten in den Etats und ließ andere Ausgaben, etwa die für das Schulwesen, weit hinter sich.
Mehrmals mussten wegen der Kriegslasten Nachtragshaushalte aufgestellt werden, so im Oktober 1940 für die Gemeinde Monheim: Gegenüber der ursprünglichen Planung war der Kriegsbeitrag um mehr als 100 Prozent gestiegen, auf 266.600 Reichsmark bei einem Gesamtvolumen von rund 576.000 Reichsmark.
„Um diese Summe haushaltsmäßig erfassen zu können, sei es notwendig geworden, alle nicht notwendigen Ausgaben im Haushalt zu sperren oder abzusetzen und vor allen Dingen auf die vorgesehenen Rücklagen zu verzichten“ (Gemeinderat Monheim, 18. Oktober 1940).
Vom Kriegsbeitrag blieb auch das noch sehr dörflich geprägte Baumberg nicht verschont. Die kleine Gemeinde, in der während des Krieges durchschnittlich etwa 1600 Einwohner lebten, musste insgesamt fast 110.000 Reichsmark abführen, das war – wie in Monheim – die höchste Ausgabenposition der Haushaltspläne.
In Baumberg waren Landwirtschaft, althergebrachtes Handwerk und Rheinfischerei wichtige Wirtschaftszweige. Es gab nur einen Industriebetrieb, die mechanische Weberei Kampf & Spindler. Das Hildener Unternehmen hatte 1901 an der Berghausener Straße, wo heute der Edeka-Markt steht, eine Zweigniederlassung eröffnet, die rund 100 Beschäftigte hatte. Der Betrieb, der den Krieg offenbar unbeschadet überstand, wurde 1957 geschlossen.
Zuletzt geändert am 8. Oktober 2020