Monheim-Lexikon: Gaststätte „Alter Markt“

Über Generationen eng mit der Familie Rüphan verbunden

Für seine „Gastwirthschaft im ,Norddeutschen Bunde‘“ warb Inhaber Heinrich Rüphan zum Schützenfest an Pfingsten 1869 mit einer Zeitungsannonce. Mit dem Familiennamen Rüphan blieb das Lokal an der Turmstraße 17 (ehemals 23), zu dem mindestens seit 1886 eine Kegelbahn gehörte, über mehrere Generationen aufs engste verbunden.

Christian Rüphan schrieb am 28. November 1924 an den Kreisausschuss in Opladen: „Ich beantrage hiermit die Umschreibung der mir unterm 14. September 1886 erteilten Gastwirtschaftskonzession auf meinen Sohn Leo Rüphan, da ich wegen hohen Alters das Geschäft meinem Sohn übertragen habe.“ Bürgermeister Philipp [intern]Krischer erklärte sich mit dem Gesuch des soeben 81 Jahre alt gewordenen Wirtes einverstanden.

Heinrich und Christian Rüphan wahrten nicht nur in in ihrer Gaststätte die Generationenfolge, sondern auch als Präsidenten der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Monheim. Heinrich Rüphan fungierte von vor 1840 bis 1850, sein Sohn tat es ihm von 1881 bis 1923 gleich. Zudem gehörten beide dem Monheimer Gemeinderat an: Heinrich von 1867 bis zu seinem Tod 1872, Christian von 1885 bis 1896 und erneut von 1899 bis 1919.

Leo Rüphan (geboren 1878 in Monheim, hier 1951 auch gestorben) und die „Landgemeinde Monheim“ schlossen am 15. Mai 1925 einen Vertrag, durch den sich der Gastronom unter anderem verpflichtete, „neben Branntwein, Spiritus, Bier und andern alkoholischen Getränken alkoholfreie Getränke und Kaffee zu jeder Tageszeit und zu angemessenen Tagespreisen an Gäste zu verabfolgen.“

Nur mit Genehmigung der Ortspolizeibehörde waren gestattet: „Das Aufstellen und der Betrieb eines Orchestrions oder sonstigen mechanischen Musikinstrumenten sowie das Aufstellen von Automaten, Glücksspielen und dergleichen“.

Ein waches Auge hatte die Gemeindeverwaltung auch auf den baulichen Zustand der Wirtschaft, einschließlich der sanitären Anlagen: „Die Abortverhältnisse genügen in keiner Weise den örtlichen Anforderungen und sind auch des Ortes und der Wirtschaft nicht würdig. Ich habe mit Rüphan in freier Vereinbarung erreicht, innerhalb Jahresfrist die Aborte getrennt für Damen und Herren den heutigen Verhältnissen an zweckentsprechender Stelle neu zu errichten“, schrieb [intern]Beigeordneter Josef Stefen am 13. Juli 1925 an den Landrat in Opladen.

Aus dem weiteren Schriftwechsel in der Konzessionsakte geht hervor, dass Leo Rüphan im Hof einen Erweiterungsbau errichtete, der von der Turmstraße aus durch einen Torbogen zu erreichen war.

Am 14. Mai 1929 ermahnte Bürgermeister Heinrich Schürholz den Gastwirt Leo Rüphan: „In der letzten Zeit mehren sich die Klagen, wonach Sie sich auch in solchen Fällen geweigert haben, den durchreisenden Handwerksburschen in Ihrer Herberge Quartier zu geben, wenn diese im Besitz von Geldmitteln waren. So zum Beispiel haben Sie in der Nacht vom 10. bis zum 11. des Monats einen Hausierer anstatt in dem Herbergsraum im Stalle, beziehungsweise der Scheune schlafen lassen, ein Verfahren, das absolut unzulässig ist. Sie sind für die ordnungsmässige Unterbringung der Herbergsgäste verantwortlich.“

Einem Hausierer aus Remscheid, der mit Kurzwaren handelte, hatte Rüphan den Pferdestall als Nachtlager zugewiesen und dem Mann nicht einmal eine Decke gegeben. Der musste freilich noch fünfzig Pfennig bezahlen und beschwerte sich über diese Behandlung am nächsten Morgen im [intern]Rathaus gleich schräg gegenüber.

Wanderburschen und Sommerfrischler

Rüphan wandte sich daraufhin im Juni 1929 an Landrat Peter Trimborn in Opladen. Zwar sei ihm der Inhalt der Konzessionsurkunde seines Vaters nicht bekannt, wohl aber habe er „durch mündliche Ueberlieferung erfahren, dass zu der damaligen Zeit in jedem Ort der ,jüngste Wirt‘[,] d. h. also derjenige, welcher die jeweils neueste Konzession erhält, die sogenannte ,Herberge‘ mitübernehmen muss.“ Eine solche Klausel entspreche aber kaum noch den Zeitverhältnissen. Die von ihm hergerichteten Fremdenzimmer seien in sehr gutem Zustand, er könne „doch nun nicht gut diese Räume den Wanderburschen usw. gegen Zahlung eines geringen Entgeltes überlassen, ich würde mir ja in diesem Falle die bei mir ständig wohnenden Sommerfri[s]chler“ und Wochenendausflügler aus dem Hause treiben.“

Rüphan bat deshalb darum, die Herbergsklausel, falls sie noch bestehe, aufzuheben – was der Monheimer Verkehrs- und Verschönerungsverein (ein Vorläufer des Heimatbunds) im Sinne der Förderung des Fremdenverkehrs unterstützte. Die Prüfung durch die Kreisverwaltung ergab, dass jene Klausel nicht mehr existierte, und so konnte Bürgermeister Heinrich Schürholz am 16. Juli 1929 dem Gastwirt mitteilen: „Sie brauchen […] nur solche Gäste aufzunehmen, die dem Stande Ihres Lokales entsprechen.“

Vom „Alten Markt“ zum „Café mit Liebe“

1956 übernahm Petronella („Elly“) Kohls das Lokal, das sie zuvor schon von Gertrud Rüphan, der Witwe Leo Rüphans, gepachtet hatte. Auf Petronella Kohls folgte 1963 Peter Bläsing aus Köln. Wahrscheinlich in den 1950er- oder 1960er-Jahren erhielt die Gaststätte den Namen „Alter Markt“. Nach Peter Bläsing sind in den Adressbüchern als Wirtinnen aufgeführt Renate Mattekowitsch (gegen Ende der 1960er-Jahre) und Hilde Schimion (1970er- bis 1980er-Jahre). Bekannt ist zudem Trudi Kaspers, die auch als Taxifahrerin arbeitete. Sie gab die Gaststätte 1992 an Arnold Schiemenz ab.

Seit Ende 2012 war der Alte Markt geschlossen. Die traditionsreiche Gaststätte sollte zunächst in Wohnraum umgewandelt werden. Doch mit Unterstützung der Stadtentwicklungsgesellschaft gelang eine neue gastronomische Nutzung. Beim Festival „Altstadt live“ Ende [intern]August 2015 feierte das [extern]„Kreativcafé ,Mit Liebe‘“ seine Eröffnung. Inhaberinnen sind Miriam Winzer und Simone Windges. An das Café mit dreißig Sitzplätzen ist eine Werkstatt mit acht Plätzen angeschlossen, in der Näh-, Kunst- und Bastelkurse, aber auch Tee- und Floristikseminare stattfinden.

Zuletzt geändert am 19. September 2024
Quellen
Stadtarchiv Monheim am Rhein: Akten 137 (Konzessionen zum Betrieb von Gastwirtschaften in Bürgermeisterei und Amt Monheim, 1919–1934), 144 (Betrieb von Gast- und Schankwirtschaften in Bürgermeisterei und Amt Monheim, 1916–1934), 599 (Konzessionierung der Gaststätte Rüphan / Alter Markt, 1924–1963).
650 Jahre St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1350 Monheim e. V., [Monheim am Rhein 2000].

Öffnungs-zeiten Telefon Kontakt-formular Mitmach-Portal Monheim-Pass
Öffnungszeiten Bürgerbüro:
Mo: 09.00 bis 19.00 Uhr
Di: 09.00 bis 19.00 Uhr
Mi: 09.00 bis 19.00 Uhr
Do: 09.00 bis 19.00 Uhr
Fr: 09.00 bis 19.00 Uhr
Sa: 09.00 bis 16.00 Uhr


Hier gibt's die kürzesten Wartezeiten!
schließen
Stadtverwaltung & Bürgerbüro:
02173 951-0
Telefonisch erreichen Sie uns zu
folgenden Zeiten:
Mo: 08.00 bis 16.30 Uhr
Di: 08.00 bis 16.30 Uhr
Mi: 08.00 bis 16.30 Uhr
Do: 08.00 bis 19.00 Uhr
Fr: 08.00 bis 12.30 Uhr
schließen
schließen
Mit der Online-Terminvergabe haben Sie die Möglichkeit, längere Wartezeiten zu vermeiden.


Ihr Termin im Bürgerbüro
schließen
Nach oben