Über den Tagesangriff der US Air Force vom 15. Oktober 1944, der es bis in die New York Times brachte, liegen bei der Air Force Historical Research Agency in den USA detaillierte Berichte vor. Demnach waren unter dem Kommando der 8. US-Luftflotte 64 Flugzeuge im Einsatz. Der Angriff begann um 9.55 Uhr und endete um 10.02 Uhr.
In diesen sieben Minuten wurden Produktionsanlagen, die Fassabfüllhalle (künftige Kulturraffinerie K 714) und Öltanks getroffen. Sie gingen sofort in Flammen auf und es stand eine dicke schwarze Rauchsäule über dem Gelände, die weithin sichtbar war.
Der Report der Air Force zählt auf: Es wurden 1239 Sprengbomben mit einem Gewicht von je 250 Pfund abgeworfen, zwei Sprengbomben zu je 500 Pfund und eine nicht genannte Anzahl von Brandbomben. Über die Auswirkungen des Angriffs wird berichtet:
„Eine Konzentration von mindestens 400 Hochexplosivbomben-Einschlägen ist im östlichen Teil des Zielgebiets zu sehen, das sich über 2200 Yard [etwa 2012 Meter] östlich in offene Felder und Wälder erstreckt. Verstreute Brandbomben, beim Angriff spät abgeworfen, sind auch auf der Ostseite zu sehen, aber der Rauch verdeckt die Details. Es sind drei Explosionen zu sehen und an den Stellen, an denen die Explosionen stattfanden, sind später Brände zu sehen.“
Nicht alle Bomben erreichten das eigentliche Ziel, das Werksgelände der Rhenania. Insgesamt 225 Sprengkörper seien in den Rhein gefallen oder auf freiem Feld niedergegangen, eine „Gruppe von Brandbomben“ habe die Textilfabrik der IG Farben in Dormagen getroffen und auch auf Langenfelder Gebiet seien Einschläge erfolgt.
Die Schäden im Rhenania-Werk gibt die US Air Force wie folgt an:
Der 15. Oktober 1944 war ein Sonntag. Der Baumberger Pfarrer Wilhelm Gehrmann rüstete sich zur auf 10 Uhr festgesetzten Messe in der Kirche St. Dionysius. „Da meldete der Drahtfunk neue Verbände von Köln mit Nordkurs, und schon waren sie da“, berichtet Gehrmann in der Pfarrchronik.
„In dreimaligem Überfliegen des Streifens zwischen Baumberg und Monheim warfen die Feindflugzeuge Bomben, deren Zahl mit 1000 wohl nicht zu klein angegeben ist. Dreimal schwankten die Fundamente unserer Häuser Minutenlang. In längstens 10 Minuten war der Angriff vorbei. Als wir aufatmend aus den Kellern stiegen, war der Himmel verfinstert von Qualm.“ Gehrmanns Angaben stimmen mit dem Report der US Air Force überein.
Neben der im Monheimer Norden gelegenen Rhenania gab es in Blee, dem südlichsten Monheimer Ortsteil, ein weiteres Industriegebiet. Dort waren die Rheinische Pappenfabrik sowie die Rheinischen Presshefe- und Spritwerke ansässig. Angriffe galten vor allem der Pappenfabrik. Im Februar 1945 erfolgten kurz hintereinander zwei heftige Tagesangriffe, ausgeführt von Tieffliegern.
An der Pappenfabrik hielt seit Juli 1939 die Düsseldorfer Firma Henkel eine Beteiligung. In Blee und an weiteren Produktionsorten deckte Henkel seinen Bedarf an Verpackungsmaterial für Waschmittel und andere Erzeugnisse. Im Jahr 1942 hatte die Rheinische Pappenfabrik rund sechshundert Beschäftigte, davon achtzig ausländische Zwangsarbeiter.
Zuletzt geändert am 8. Oktober 2020