Monheim-Lexikon: Gaststätte „Bormachers Altes Brauhaus“

Der „Drü’e“ liebte trockene Bemerkungen

Offiziell heißt die Gaststätte an der Freiheit 12 seit 2004 „Bormachers Altes Brauhaus“. Doch meist sagt und hört man nur: „Ich geh zum Drü’en“. Der „Drü’e“, das war der frühere langjährige Wirt Willi Bormacher (1919–1989). Er hieß „der Trockene“ nicht etwa, weil es bei ihm nichts zu trinken gab, sondern weil er trockene Bemerkungen liebte, die umso wirkungsvoller waren, je sparsamer er sie platzierte.

Zudem hatte Bormacher wie sein Freund Richard Gaulke (1915–1982), der langjährige Vorsitzende des 1. FC Monheim, dessen Stammlokal der „Drü’e“ war, eine Vorliebe für phantasievolle Geschichten, weshalb die beiden auch als „Brüder Grimm“ bekannt waren. Die Neigung zum Geschichtenspinnen spiegelt sich in einer Anzeige, die die Gaststätte 1973 in der Begleitschrift zur Ausstellung „Europäische Partnerstädte“ der Briefmarkenfreunde Monheim veröffentlichte:

„Als Wirte bekannt, | bieten uns Willi und Maria allerhand. | Oft kann ,dr Drügge‘ uns belügen, | das[s] sich im Lokal die Balken biegen. | Dies nehmen wir ihm jedoch nicht krumm, | weil er ein ,Monheimer Unikum‘.“

Im Jahr 1898 hatte der in Monheim 1852 geborene und hier 1929 auch gestorbene Schreinermeister Hubert Esser den „Gasthof zur Post“ übernommen. „Zur Post“ hieß das Lokal, weil unter seinem Dach 1864 eine „Postexpedition 2. Klasse“ eröffnet worden war. Im Jahr darauf wurde sie ins Nachbarhaus (heute Freiheit 8) verlegt, wo sie bis 1927 verblieb. Weil der direkte Bezug zur Post längst nicht mehr gegeben war, erhielt die Gaststätte 1979 den Namen „Im alten Brauhaus 1759“.

In einem Gesuch an das Bürgermeisteramt hatte Hubert Esser am 26. Oktober 1898 geschrieben: „Da ich das Wohnhaus nebst Tanzsaal der Witwe Wilhelm Peters zu Monheim auf dem Steinweg No. 130, worin bisher Gastwirthschaft betrieben, vom 1. December dieses Jahres an gemiethet habe, so möchte ich den wohllöblichen Kreis-Ausschuß bitten, die Wirthschafts-Conzession auf mich zu Uebertragen.“

Bürgermeister Philipp [intern]Krischer befürwortete das Gesuch: „Die Witwe Wilhelm Peters ist gestorben und hat einen minderjährigen Sohn hinterlassen, für den die Gastwirthschaft verpachtet werden soll. Die Gastwirthschaft ist die beste im hiesigen Orte und wird vorzugsweise von den besseren Ständen besucht, ihr Weiterbestehen dürfte daher als Bedürfniß für den hiesigen Ort zu bezeichnen sein. Die Localitäten entsprechen nicht ganz den Anforderungen des Ministerialerlasses vom 26. August 1886, da die Thüren zu den beiden Gastzimmern nach innen aufschlagen und die Wirthschaftsräume sowie die Fremdenschlafzimmer nicht die geeignete Höhe haben. Mit Rücksicht darauf, daß das Gebäude alt ist – in demselben wird seit etwa 100 Jahren Gastwirthschaft betrieben – und sich bei seiner Bauart diese Uebelstände nicht beseitigen lassen sowie daß für die hiesigen Verkehrsverhältnisse die Localitäten vollkommen genügen, habe ich jedoch die Ertheilung der Conzession keine Bedenken in baupolizeilicher Hinsicht zu erheben.“

Ein Haus mit langer Geschichte

Nach dem Tod Hubert Essers ging die Konzession 1930 auf den Schwiegersohn Anton Schmickler über. Dessen Tochter Maria (geb. Schmickler) wiederum führte es mit Ehemann Willi Bormacher ab 1958. Älter noch als die Gaststätte ist das Haus, in dem sie sich befindet. Das zweistöckige Backsteingebäude weise Formen des 17. Jahrhunderts auf, stellte Paul Clemen (1866–1947) in den „Kunstdenkmälern der Rheinprovinz“ fest (dritter Band, II., Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1894, S. 104).

Von mehr als 500 Jahren zurückreichenden Ursprüngen schrieb Wilhelm Pieper (1893–1964) in den Düsseldorfer Nachrichten vom 28. November 1958. Im Volksmund habe das Wirtshaus in früherer Zeit „Am Örtchen“ geheißen. Seit 1542 sei dort Bier gebraut worden.

Pieper erinnerte auch an die dort tagende „Gesellschaft Erholung“, ein von 1860 bis 1928 bestehender Club Monheimer Honoratioren. Auch viele Vereine waren in der „Post“ zu Gast. Eine Zeitlang sei im 1885 erbauten Saal zudem gekegelt worden. Unter dem Saal befänden sich noch die Gewölbe des einstigen Eiskellers, in dem das Bier gelagert wurde.

Mehrmals wurde die Festhalle, bis zum Bau der Aula am Berliner Ring der größte Saal im Stadtgebiet, umgebaut und modernisiert, so 1905, 1937, 1962, 1988 und zuletzt 2004. Seither bot sie Platz für 265 Personen. Eigentümer von Festhalle und Gaststätte wurden im Mai 2003 Angela und Oliver Ockenfels; Pächterin beider Lokalitäten Petra Randhahn, Tochter von Willi und Maria Bormacher. Sie löste Toni Bormacher ab, der seit 1986 Inhaber gewesen war. Im Mai 2005 wurde zur Kapellenstraße hin ein Biergarten mit 160 Plätzen eröffnet.

Im Juni 2018 wurden Gaststätte und Festhalle geschlossen und zum 1. Juli von der Stadtentwicklungsgesellschaft übernommen. In der Folge wurden die Räumlichkeiten wieder gastronomisch genutzt. Den Anfang machte von Mai 2019 bis Februar 2022 Natalie Seidel mit ihrer „Milchbar“ in der ehemaligen Gaststätte. Von Dezember 2019 bis September 2023 befand sich in der umgebauten Festhalle das Restaurant „Culinarium“. Seine Nachfolge trat im Dezember 2023 unter dem Namen „Blue Moon“ ein Restaurant mit asiatischer Küche an.

Zuletzt geändert am 7. Dezember 2023
Quellen
Stadtarchiv Monheim am Rhein: Akte 613 (Konzessionierung der Gaststätte Zur Post, 1898–1935)
Müller, Helmut: Die Müllers. Eine Baugeschichte Monheim 1870–1950, Eigenverlag CAD-Performances, [2002], S. 162–165.

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