Im Ersten Weltkrieg waren von den aus Monheim und Baumberg eingezogenen Soldaten 95 gefallen. Die letzte Beurkundung eines dieser Kriegssterbefälle nahm das Monheimer Standesamt am 31. März 1939 vor. Es handelte sich um Konrad Korbmacher, der, nur 22 Jahre alt, bereits wenige Tage nach Kriegsbeginn, am 1. September 1914, in Frankreich einer schweren Schussverletzung erlegen war.
Zum Zeitpunkt der Beurkundung hatten die Vorbereitungen zum nächsten, dem Zweiten Weltkrieg, längst begonnen. So waren 1935 die allgemeine Wehrpflicht wiedereingeführt und das Luftschutzgesetz verabschiedet worden, denn der kommende Krieg würde ein Luftkrieg sein.
Ein weiteres deutliches Vorzeichen war die Besetzung des seit Ende des Ersten Weltkriegs entmilitarisierten Rheinlands durch deutsche Truppen am 7. März 1936. Die Besetzung verstieß sowohl gegen den Friedensvertrag von Versailles als auch gegen das 1925 ausgehandelte Abkommen von Locarno. Darin war festgelegt worden, dass in einer fünfzig Kilometer breiten Zone östlich des Rheins kein Militär stationiert sein durfte.
Der Bruch der internationalen Vereinbarungen, eine Machtdemonstration nationalsozialistischer Revisions- und Expansionspolitik, war das rheinische Vorspiel zum Zweiten Weltkrieg. Im August 1936 forderte Adolf Hitler in einer Denkschrift, innerhalb von vier Jahren müsse die deutsche Armee einsatzfähig und die deutsche Wirtschaft kriegsfähig sein.
„Vom ersten Tag ihrer Regierung an betrieben die Nationalsozialisten unter Bruch der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages eine immense Aufrüstungspolitik. Bis 1939 gab der NS-Staat dafür 62 Milliarden Reichsmark aus, was einem Anteil am Bruttosozialprodukt von 23 Prozent entsprach. 1933 hatte der Anteil noch bei 1,65 Prozent gelegen. […] Das Geld für die Aufrüstung wurde weniger durch Steuern als vielmehr durch staatliche Schuldenaufnahme beschafft […]. Um den Haushalt dereinst wieder zu sanieren, kalkulierte die NS-Führung mit der Ausplünderung des eroberten Europas. Die Schuldenpolitik lief also notwendig auf einen Krieg hinaus.“ Der Historiker Michael Wildt, Frankfurter Allgemeine vom 26. August 2019 |
Erste Vorzeichen in Monheim gab es sogar schon im Frühsommer 1934. Am 10. Juni wurde am damaligen Rathaus am Alten Markt eine Luftschutzübung veranstaltet, zu der die Bevölkerung eingeladen war: „Jeder sehe sich die Übung an. Er lernt sehr vieles kennen was er zu seinem Selbstschutz im Luftschutz gut gebrauchen kann.“ Bei der Übung wurde angenommen, es seien Bomben ins Rathaus eingeschlagen und hätten das Dach in Brand gesetzt.
Im August 1939 stand der Ernstfall dann unmittelbar bevor. Die örtliche Gliederung des Reichsluftschutzbunds hatte eine Verdunkelungsübung angesetzt. „Die Verdunkelung in den Rheingemeinden am 21./22. August 1939 hat bewiesen, daß alle Volksgenossen die Bedeutung dieser Übung begriffen haben. […] Eine einwandfreie vollständige Verdunkelung ist der erste und beste Schutz bei einem Luftangriff.“
Während des gesamten Krieges begann die Verdunkelung allabendlich nach der Dämmerung. Die Straßenbeleuchtung blieb ausgeschaltet, an den Häusern mussten alle Fenster dicht verhängt sein, Autoscheinwerfer wurden abgedeckt bis auf einen schmalen Schlitz. Auch die Fenster der Straßenbahnwagen wurden verhängt.
Dass der Kriegsbeginn unmittelbar bevorstand, war in Monheim an weiteren Indizien zu erkennen: „Am 24. August [1939] traf zum Schutze der Heimat gegen feindliche Flieger die erste Flakbatterie ein, lebhaft begrüßt von alt und jung“, berichtet die Chronik der heutigen Lottenschule (Flak = Flugabwehrkanone).
Zwei Tage später, am 26. August, richtete die Amtsverwaltung (zum Amt Monheim gehörten auch Baumberg und Hitdorf) im Rathaus eine Luftschutz-Warnstelle ein, die fortan rund um die Uhr besetzt war. Ebenfalls im August 1939 begann die Rationierung von Lebensmitteln und anderen Verbrauchsgütern.
Zuletzt geändert am 19. Juli 2021