Monheim-Lexikon: Zweiter Weltkrieg

Neubeginn und Nachwirkungen

In den von ihr besetzten Gebieten begann die US-Armee sofort mit dem Aufbau einer Militärregierung. Die für den Rhein-Wupper-Kreis zuständige Besatzungsbehörde in Opladen stand unter Leitung von Major James R. Case, als Ortskommandant für Monheim und Baumberg sowie weitere Gemeinden zuständig war Captain Baringer.

Für Zivilpersonen und Ausländer galt eine Ausgangssperre täglich von 20 bis 6 Uhr, davon ausgenommen waren nur Bauern bei der Feldarbeit. Zudem mussten sämtliche Waffen abgegeben werden.

Verwaltungschef Franz Bambeck wurde als kommissarischer Bürgermeister in seiner Funktion bestätigt. Eine seiner ersten Maßnahmen war es, alle Männer von 16 bis sechzig Jahren zur Notstandsarbeit zu verpflichten, insbesondere zum Räumen der Straßensperren. Auch mit der Instandsetzung von Wohnhäusern wurde begonnen.

Am 23. Mai 1945 wurde Franz Bambeck von der Militärregierung abgesetzt und interniert. Vermutlich waren Zweifel an seiner politischen Unbescholtenheit aufgekommen, da er ja noch während des Krieges ins Amt gelangt war. Nach sechswöchiger Inhaftierung wurde Bambeck jedoch wieder entlassen.

Ins Rathaus kehrte er freilich nicht mehr zurück, er wurde später Mitinhaber der Monheimer Brauerei. Anstelle Bambecks hatte die Militärregierung [intern]Hugo Goebel (1914–1978) und Heinrich Süß (1882–1958) zu Beigeordneten ernannt. Beide waren Mitglieder der ebenfalls von der Militärregierung autorisierten Amtsvertretung (Vorläufer des heutigen Rates).

Der gebürtige Monheimer Hugo Goebel wurde zur führenden und prägenden Gestalt der Monheimer Verwaltung über 25 Jahre hinweg bis zu seiner Pensionierung 1970. Da Goebel nach dem rassistischen Maßstab der Nationalsozialisten „Halbjude“ war, hatte er sich 1934 gezwungen gesehen, seine eigentlichen Berufspläne aufzugeben und eine unauffällige Stelle als Vorarbeiter bei der [intern]Rheinischen Pappenfabrik anzunehmen.

Groß waren die Not und die Sorgen, mit denen Goebel und das Personal der Verwaltung konfrontiert waren. Nicht nur die Wohnungsnot und die mangelnde Versorgung, die zerstörten Verkehrswege und die enormen Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Materialien aller Art verlangten Goebel als dem letztlich Verantwortlichen Tag für Tag sehr viel ab.

Es gab noch weitere Probleme, die sogar mit Lebensgefahr für die Bevölkerung verbunden waren: „Die Treffer in der Deichkrone sind so schwer, daß bei eintretendem Hochwasser Gefahr besteht für Leben und Eigentum eines grossen Teiles der Bevölkerung“, teilte Goebel im Juli 1945 dem Düsseldorfer Regierungspräsidenten mit. Bei den Bombenangriffen vom 15. Oktober 1944 und 21. Februar 1945 sei der Deich insgesamt 15-mal getroffen worden, hinzu kämen zahllose Einschläge von Artilleriegranaten. Es gelang jedoch, die Schäden am Deich bis zum Winter zu beheben.

Auch 75 Jahre nach Kriegsende hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen alle Hände voll zu tun. Nahezu täglich werden Bomben, Granaten und andere gefährliche Kriegsrelikte gefunden. Schätzungen zufolge sind  bis zu 15 Prozent der während des Krieges abgeworfenen Sprengbomben nicht detoniert, sondern als Blindgänger ins Erdreich eingedrungen. Meist kommen sie bei Bauarbeiten wieder ans Tageslicht.

Die Aufspürung und Beseitigung aller Kampfmittel wird voraussichtlich noch Jahrzehnte dauern.

[extern]Informationen des Landesinnenministeriums vom Mai 2020

Zuletzt geändert am 7. Mai 2020

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