Monheim-Lexikon: Baumberger Chaussee

Ausbau dauerte verflixte sieben Jahre

Als „Nord-Süd-Straße“ stand die Baumberger Chaussee schon seit den frühen 1970er-Jahren im Stadtplan. Das war aber mehr eine Absichtserklärung, denn von einer Straße war im Gelände nicht viel zu erkennen. Aus Richtung Monheim / Opladener Straße gab es eine Art Feldweg, aus Richtung Baumberg / Berghausener Straße eine Schotterpiste, die zum Dachsteinwerk Braas und anderen Unternehmen führte sowie zur städtischen Müllkippe (heute Gewerbegebiet Am Knipprather Busch).

Als Monheim Anfang 1975 Stadtteil von Düsseldorf wurde, geriet der Ausbau ins Stocken. Es gab planerische Unstimmigkeiten; so war offen, wie die Nord-Süd- an die Opladener Straße angebunden werden sollte. Auch nachdem Monheim zur Jahresmitte 1976 wieder selbstständig geworden war, ging es nicht recht voran. Es dauerte noch einmal mehr als zwei Jahre, ehe die ersten Autos rollten.

Das erste, rund 1100 Meter lange Teilstück wurde am 18. Dezember 1978 freigegeben. Bürgermeisterin Ingeborg Friebe setzte per Knopfdruck die neue Ampelanlage an der Opladener Straße in Betrieb. Die nächste Eröffnungszeremonie stand am 23. April 1981 an. An diesem Tag wurde das zweite, rund 1600 Meter lange Teilstück von Niederstraße bis Berghausener Straße eröffnet – damit war die Verbindung zwischen den Stadtteilen Monheim und Baumberg endlich durchgehend befahrbar.

Nach insgesamt siebenjähriger Planungs- und Bauzeit summierten sich die Kosten auf rund zehn Millionen Mark, einschließlich Grundstückserwerb und Vermessung. Geplant war damals noch ein dritter Bauabschnitt, der von der Opladener Straße nach Süden führen sollte, wenn schon nicht mehr bis Hitdorf, so doch wenigstens bis zur heutigen Oranienburger Straße. Doch daraus wurde nichts. Im [intern]Musikanten-Viertel wehrten sich Anwohner gegen den weiteren Ausbau erfolgreich vor Gericht.

„Geben Sie acht, dass Ihnen auf der Chaussee kein Malheur passiert“

Als der Rat am 20. Juni 1979 den Straßennamen „Baumberger Chaussee“ vergab, war das war nicht unumstritten. Es gab Befürchtungen, das Wort „Chaussee“ sei zu kompliziert, lieber solle man den Arbeitstitel „Nord-Süd-Straße“ zur offiziellen Bezeichnung erheben. Fünf Ratsmitglieder (vier der SPD und das damalige fraktionslose Ratsmitglied Fritz Bausler) stimmten gegen „Baumberger Chaussee“, ein Ratsherr der FDP enthielt sich der Stimme.

Das veranlasste Karl König (CDU) und Wilfried Mälzig (1925–2002, SPD) in der darauf folgenden Ratssitzung am 20. September 1979 zu einem humorvollen Zwiegespräch. Mälzig führte aus:

„Wenn Sie mit Ihrem Kabriolett oder Ihrer Limousine über die Chaussee mit der Route Baumberg und retour chauffieren, geben Sie acht, dass Ihnen kein Malheur passiert, denn eine Chaussee hat kein Trottoir. Wie leicht können Sie den Gendarm auf seinem Plateau übersehen! Der wird Sie arrestieren und inhaftieren, wenn Sie sich nicht arrangieren und sich echauffieren. Dann nimmt er Sie mit in sein Comptoir und wird dort Ihr Signalement in seinem Tableau festhalten.

In Zukunft müssen Sie dann bewaffnet mit Ihrem Parapluie die Tram benutzen und dort, auf dem Perron stehend, beim Condukteur Ihr Billet lösen. Sicher aber können Sie vorerst die Chaussee als Automobilist nicht mehr passieren! Ihnen, verehrter Herr Kollege König, empfehle ich, sich zurückzuziehen in Ihr Meublement. Dort können Sie überlegen, ob Sie nicht die Inschrift über dem Entree Ihres Etablissements ändern in ‚Charles König, Papeterie en gros und en detail‘.“

Letzte Änderung: 30. April 2020

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