Der Richtkranz über dem neuen Rathauscenter mit dem künftigen Boulevard zwischen Busbahnhof und Eierplatz ist gesetzt. Und in Monheims Mitte wurde an diesem Freitag, 21. Januar, nicht nur Richtfest, sondern zugleich auch Halbzeit gefeiert.
Bauen kostet Geld, Zeit, Geduld und oft auch Nerven. Was manchmal gefühlt nur langsam voranschreitet, geschieht tatsächlich in Monheims Mitte gerade in einem geradezu atemberaubenden Tempo. 2018 wurden die Monheimer Einkaufszentren (MEZ) als einhundertprozentige städtische Tochtergesellschaft gegründet und das alte Rathauscenter angekauft, ein Jahr später dann das Monheimer Tor, das bald in einem zweiten Bauabschnitt bis 2024 komplett umgestaltet werden soll.
Die Bürgerschaft erhört
„Der heutige Tag ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu unserem Ziel mit Monheim Mitte eine lebendige Innenstadt zu schaffen“, unterstrich denn auch MEZ-Geschäftsführerin Isabel Port vor dem Richtspruch durch die beiden Poliere Roger Spies und Bastian Kestner. „Durch den Ankauf und Umbau der zentralen Handelsimmobilien haben wir die seltene Chance erhalten, unsere Innenstadt nach modernen Maßstäben völlig neu zu konzipieren – als offenes Quartier, das Einkaufen, Arbeiten, Wohnen, Freizeit und Kultur miteinander verbindet“, so Port. „In Bürgerbeteiligungen hatten uns die Monheimerinnen und Monheimer zuvor mitgeteilt, was Sie sich von der Umgestaltung erhoffen: Allem voran einen besseren Angebotsmix, vor allem mehr Bekleidungsgeschäfte, abwechslungsreiche Gastronomie, eine direkte Verbindung zwischen Busbahnhof und Eierplatz, mehr Flair und dass das neue Quartier zu einem Treffpunkt von Jung und Alt wird. Bereits mit der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts im Herbst, für den wir nun das Richtfest feiern, werden wir viele dieser Erwartungen erfüllen können. Komplettieren werden wir das Angebot dann mit der Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts und dem Umbau des Monheimer Tors 2024.“
Ein offenes Quartier
Die neue Offenheit des Quartiers konnten die zahlreichen Richtfestgäste bereits jetzt im Rohbauzustand schon erspüren. Dort, wo bislang ein geschlossener Flachbau die Heinestraße vom Busbahnhof abriegelte, ist durch den neu geschaffenen Boulevard eine direkte Verbindung zwischen den zentralen Plätzen der Innenstadt entstanden. Die oft als störend empfundene Tiefgaragenzufahrt am Busbahnhof wird an den Berliner Ring verlegt. Statt der früher geschlossenen Fassaden des in sich gekehrten Rathauscenters werden künftig hohe Schaufenster das Handelsangebot nach außen zeigen und zum Einkaufsbummel einladen. Dabei wird auch das Thema Mode nicht zu kurz kommen. Mit den neuen Mietern Kult, dem Schuhhaus Kocken und dem Modehaus Sinn, das 2024 ins Monheimer Tor einziehen wird, wird das Textilangebot in der Innenstadt deutlich ausgeweitet. Auch die vielen Bestandsmieterinnen und -mieter, die für die Umbauten zwischenzeitlich auslagert werden mussten, werden bald in ihre neuen Ladenlokale ziehen können. Eine Mall wird es künftig nur noch in einem kleinen Teilbereich geben. Sie führt dann zu Aldi und zu Rossmann sowie zu den Parkplätzen in der hellen Tiefgarage.
Auf der Achse zwischen Busbahnhof und Eierplatz wird die Kunst das Gesicht der Innenstadt prägen: Am Ingeborg-Friebe-Platz begrüßen demnächst die tanzenden Bronzesäulen von Tony Cragg die Besucherinnen und Besucher. In der Mitte des Boulevards werden die Monheim Cubes, eine Licht- und Soundskulptur von Mischa Kuball, den Puls in der Mitte der Stadt erlebbar machen. Und die Wasserpavillons sowie der ebenfalls von Künstlers Jeppe Hein gestaltete Wasserspielplatz werden den Eierplatz zu einem beliebten Treffpunkt für Jung und Alt machen. Auch der Wochenmarkt kehrt dann dorthin zurück.
Ein Platz an der Sonne – für mehr Gastronomie
Isabel Port: „Der Eierplatz, unser Sonnenplatz, wird komplett umgestaltet und in einen Gastronomiestandort mit viel Platz für Außengastronomie und Veranstaltungen verwandelt. Wir freuen uns, dass wir für die beiden Gastronomieflächen rechts und links des Boulevards mit Extrablatt und Noahs Place zwei starke Ganztagsgastronomiekonzepte gewinnen konnten, die vom Frühstück bis zum Cocktail in den Abendstunden ein breites Angebot bereithalten und zum Verweilen einladen werden. Auch die immer mehr gewordenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden sich hier auf einen abwechslungsreichen Mittagstisch freuen können.“
Und das ist auch gut so, denn in den Obergeschossen entstehen 6.000 Quadratmeter moderne Büroflächen. Alles, was die dort arbeitenden Menschen brauchen, ist dann nur noch ein paar Schritte entfernt.
„Ich freue mich vor allem über die vielen Mieterinnen und Mieter aus dem Einzelhandels- und Gastronomiebereich, die wir – trotz Corona-Pandemie – für Monheim Mitte gewinnen konnten. Sie haben uns auch in schwierigen Zeiten ihr Vertrauen geschenkt. Und das haben Sie getan, weil sie der Standort Monheim am Rhein und das Konzept Monheim Mitte überzeugt hat. Stand heute sind über 85 Prozent der Flächen im jetzt gefeierten Rathauscenter-Neubau bereits vermietet, weitere 7 Prozent stehen kurz vor dem Vertragsabschluss“, so die MEZ-Geschäftsführerin nicht ohne Stolz. Und nebenan, im noch nicht einmal begonnenen Monheimer Tor, sieht es kaum schlechter aus.
Die Stadt investiert 320 Millionen Euro in ihr Zentrum
Auch Bürgermeister Daniel Zimmermann unterstrich auf der Monheimer Großbaustelle nochmal die Notwendigkeit des Wandels. Selbst Drogeriemärkte böten ihre Waren heute auf weit mehr Quadratmetern an, als es noch die ersten Supermärkte in Monheim am Rhein getan hätten. „Heute müssen wir einfach andere Flächen anbieten, damit die Kundinnen und Kunden noch gerne kommen.“ Das unterstrich auch Matthias Böning von der Entwicklungsfirma Böning und Glatzel, mit der die Stadt in Kooperation mit den Architekten von Heine Plan aus Hamburg das Projekt Monheim Mitte seit 2018 realisiert.
„Wenn man wirklich alle Investitionen zusammenrechnet, die die Stadt hier nach den Ankäufen gerade in das neue Rathauscenter und den Umbau des Monheimer Tors, in die Heinestraße, mit dem neuen Mo.Ki-Zentrum, in den Eierplatz und den Umbau des Berliner Rings leistet, dann geben wir hier rund 320 Millionen Euro aus“, rechnete Bürgermeister Daniel Zimmermann zusammen. 55 Millionen sind es allein für die gerade aktuell laufende Bautätigkeit am Rathauscenter. 135 Millionen Euro, die für das Monheimer Tor folgen werden.
„Dass das nicht alles mal eben so zu finanzieren ist, sondern dass dafür auch Kredite aufgenommen werden, versteht sich eigentlich von selbst“, warb Monheims Stadtoberhaupt auch beim Richtfest noch einmal für Vertrauen in die ersten Monheimer Kreditaufnahmen seit vielen Jahren.“ Denn nur 100 Millionen Euro der genannten Umbaukosten seien tatsächlich durch Kredite finanziert. 220 Millionen Euro lässt die Stadt quasi bar und an bereits erwirtschafteten Geldern in den Umbau fließen.
Zimmermann: „Ich freue mich sehr, dass hier in unserer neuen Mitte künftig nicht nur der Kommerz eine Rolle spielen wird, sondern dass hier bald eben auch weitere Kunst einzieht. Es wird ganz viele Anlässe und Möglichkeiten geben, die Innenstadt zu besuchen. Die neue Monheimer Mitte soll nicht nur zum Einkaufen einladen, oder um die Gastronomie zu besuchen, sondern sie soll und wird auch einfach so einladen, ohne Geld ausgeben zu müssen. Die Leute werden hier gerne hinkommen, um hier zu verweilen.“
Der lange Weg aus dem Tal
Vor gut 20 Jahren, am Tiefpunkt 2001, wurde für die Stadt Monheim am Rhein eine Kaufkraftbindung von nur noch 59 Prozent gemessen. Das heißt, dass 41 Prozent, des eigentlich in der Stadt für den Konsum zur Verfügung stehenden Geldes in die umliegenden Städte floss, weil sowohl die Monheimerinnen und Monheimer selbst, als auch die damals noch viel weniger hierher zur Arbeit einpendelnden Menschen ihr Geld nicht am Standort Ausgaben, sondern es hinaustrugen. Ein Minus von 41 Prozent also – tödlich für jede lebendige Innenstadt. Inzwischen sind es nach letzten Messungen der IHK bereits wieder 95 Prozent des zur Verfügung stehenden Geldes, das in der Stadt gehalten wird. „Und mit dem Umbau des Monheimer Tors wollen wir die 100 Prozent erreichen,“ so Monheims Bürgermeister. Das sollte auch gelingen, weil in den vergangenen elf Jahren allein 5.500 neue Arbeitsplätze im Stadtgebiet entstanden sind.
Im Herbst sollen die ersten Geschäfte und Gastronomiebetriebe eröffnen – im November die Eislaufbahn auf dem neuen Eierplatz eröffnet werden. Aktuell arbeiten die Baufirmen im Rathauscenter mit der zuletzt nochmal verdoppelten Anzahl an Arbeiterinnen und Arbeitern, um diesen ambitionierten Zeitplan einzuhalten. Bürgermeister Daniel Zimmermann in Richtung aller am Bau Beteiligten sowie aller Monheimerinnen und Monheimer: „Ich freue mich, hier im Oktober die neuen Monheimer Mitte eröffnen zu können.“ (ts)