Während des Zweiten Weltkriegs wurden auch in Monheim und Baumberg Menschen als Zwangsarbeitskräfte ausgebeutet, vor allem jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger wurden verfolgt, misshandelt und ermordet. Insgesamt 74 Stolpersteine und eine Stolperschwelle erinnern heute an die Opfer der nationalsozialistischen Willkürherrschaft von 1933 bis 1945. Wo die Steine liegen und welche Schicksale hinter den in die Messingplatten geschlagenen Namen stehen, zeigt auf der städtischen Internetseite unter www.monheim.de/stolpersteine nun eine interaktive Karte.
Die ersten Stolpersteine ließ die Stadt im Jahr 2003 durch den Kölner Künstler Gunter Demnig verlegen. Er hatte diese Form des Gedenkens 1992 in seiner Heimatstadt erstmals praktiziert und führt sie bis heute fort. In Monheim am Rhein wurde zunächst der Menschen jüdischen Glaubens gedacht, die entrechtet, verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Zudem galt einer der ersten Stolpersteine dem katholischen Pfarrer Franz Boehm, der in Predigten Kritik an staatlicher Willkür geäußert und sich davon auch nicht durch Drohungen hatte abbringen lassen. Boehm wurde im Konzentrationslager Dachau inhaftiert, wo er im Februar 1945 starb. Weitere Stolpersteine tragen die Namen von verstorbenen Zwangsarbeitskräften. Während des Zweiten Weltkriegs mussten in Monheim, Baumberg und Hitdorf über 1400 Menschen aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern Zwangsarbeit in der Landwirtschaft, dem Handwerk und der Industrie leisten. Zusätzlich zu den Stolpersteinen verlegte Gunter Demnig an der Klappertorstraße eine Stolperschwelle für mindestens 44 französische Kriegsgefangene, die dort von 1940 bis 1945 interniert waren und entgegen der Genfer Konvention Zwangsarbeit leisten mussten. Während die Stolpersteine Einzelpersonen gewidmet sind, dienen die Stolperschwellen dem Gedenken an Opfergruppen.
Alle Orte sind auf der digitalen Karte unter www.monheim.de/stolpersteine verzeichnet. Hellgelbe Quadrate zeigen in der Karte Stolpersteine und Stolperschwelle an, schwarze Symbole weisen auf folgende Gedenkorte hin: Denkmal für Pfarrer Franz Boehm, jüdischer Friedhof, katholischer Friedhof, Denkmal Klagende Mutter und Mahnmal am Kradepohl. Beim Klick auf einen Stein gibt es eine kurze Information zu dem Menschen, für den der Stein verlegt wurde. Ein weiterer Klick auf „mehr Informationen“ führt zu einer längeren Erläuterung mit Bildern.
Mit der Verlegung der Stolpersteine ist die Recherche zu den Schicksalen der Opfer längst nicht abgeschlossen. „Wir forschen ständig weiter und entdecken immer wieder neue Details oder müssen zuvor angenommene Sachverhalte korrigieren“, erklären Sonja Felten und Michael Hohmeier vom Stadtarchiv. „Einen Zeitpunkt, an dem man mit der Forschung fertig wäre, gibt es also nicht.“ Dabei arbeitet das Stadtarchiv mit Archiven und Gedenkstätten im In- und Ausland zusammen. Ergeben sich neue Erkenntnisse, wird die Karte aktualisiert.
Wer sich lieber analog informieren möchte, kann durch die 72-seitige-Broschüre „Erinnern statt vergessen“ blättern. Sie liegt kostenlos aus im Bürgerbüro im Rathaus, Rathausplatz 2, aus und ist auch in englischer Sprache erschienen. (bh)
Erinnern statt vergessen – Stolpersteine in Monheim am Rhein
Remembrance instead of Forgetting – Stumbling Stones in Monheim am Rhein