Sie baumeln kopfüber an Trapezen, klettern unbefestigte Leitern nach oben oder üben sich im Fackeltanz. Die Artistinnen und Artisten, die in diesen Tagen auf der Baumberger Bürgerwiese ihre Kunststücke üben, sind zwar erst 6 bis 14 Jahre alt, trainieren aber schon wie Profis. Denn am Ende ihrer Ferienwoche bei Circus Leben steht die große Abschluss-Gala, der Höhepunkt der jeweils einwöchigen Zirkusaktion.
Zum 20. Mal organisiert die Abteilung Kinder- und Jugendförderung der Stadt Monheim am Rhein das beliebte Ferienprojekt. Der großen Nachfrage ist es zu verdanken, dass auch in diesem Jahr wieder in den ersten drei Ferienwochen jeweils 100 Kinder im Zirkuszelt echte Wunder erleben. Das Circus Leben wird in Zusammenarbeit mit dem auf die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen ausgerichteten Circus Soluna aus Düren gestaltet. Unter der Leitung von rund 35 erfahrener Circus-Pädagoginnen und –Pädagogen, pädagogischer Fachkräfte der Stadt und Jugendhelferinnen und –helfern lernen die Kinder in 16 Workshops Tricks und Kunststücke. Und ganz nebenbei Selbstvertrauen, Zusammenhalt und Ausdauer.
Ob als Zauberinnen und Zauberer, Akrobatinnen und Akrobaten, Jongleurinnen und Jongleure oder Seiltänzerinnen und Seiltänzer, an jeweils zwei Workshops dürfen die Kinder teilnehmen und ihre liebsten Kunststücke auswählen und erlernen. Ausgebildet wurden die jeweiligen Betreuerinnen und Betreuer im Vorfeld in einem mehrstündigen Workshop. „Dort lernen sie die Workshop-Angebote kennen und bekommen pädagogisches Fachwissen vermittelt“, versichert Benjamin Thiel, der seit 26 Jahren im Zirkus-Geschäft ist und den Circus Soluna mit leitet. Ein bisschen ist der Zirkus für Thiel ein nachhaltiger Kreislauf. „Denn viele Teammitglieder waren damals selbst als Kinder bei der Ferienaktion dabei und sind als Anleiterinnen und Anleiter geblieben, helfen beispielsweise während des Studiums aus.“
Die Freunde Julius, Phil und Linus (alle 9 Jahre) gehören ebenfalls zu den Wiederholungstätern auf der Bürgerwiese. „Wir kennen uns schon aus“, versichern die Schüler, die sich in diesem Jahr für Tricks mit dem sogenannten Flowerstick entschieden haben. Mit zwei Lenkstäben werfen sie den mit Puscheln versehenen Stock in luftige Höhe und fangen anschließend diesen gekonnt wieder auf. „Das ist gar nicht so leicht“, geben die Freunde wieder. Bis zur großen Show haben sie noch ein bisschen Zeit. Dann muss alles sitzen. „Die Abschluss-Gala dauert schätzungsweise 90 Minuten“, erklärt Benjamin Thiel, der in seinem Zelt 300 Besucherinnen und Besucher begrüßen kann. Mehr Kapazitäten hält das blaurote Zelt mit typischer Manege nicht bereit. „Eltern, Großeltern, Geschwisterkinder und Freunde füllen die Besuchsreihen schon sehr gut aus“, so Thiel, der an diesen besonderen Auftrittstagen als Zirkusdirektor fungiert.
Freuen dürfen sich die Gäste nach einigen Jahren wieder auf die Zaubertricks. „Die wurden einige Jahre nicht angeboten“, erinnert sich Thiel, der bei der Workshop-Auswahl auf sein Team setzt. „Die Leiterinnen und Leiter der Workshops entscheiden selbst, was sie anbieten möchten. Alle müssen sich schließlich bei der Anleitung sicher fühlen.“ Während das Spiel mit dem Diabolo beispielsweise weniger Gefahrenpotential birgt, ist das Spiel mit dem Feuer schon etwas anspruchsvoller. Auf den Fackeltanz wird trotzdem nicht verzichtet, schließlich kommt der bei den Kindern jedes Jahr ganz besonders gut an. (tb)