Eine Gedenkstätte für die Familie von Kesseler / Geschichtsträchtiges Gebäude
Eine Gedenkstätte erinnert im Marienburgpark an die Familie von Kesseler, die sich dort im 19. Jahrhundert die Marienburg erbaute und viele Jahrzehnte bewohnte. Die Gedenkstätte, die aus einem Grabmal und sechs Grabplatten besteht, geht auf die Initiative von Karin Klaere zurück. Die Urenkelin von Eugen von Kesseler (1832–1885) ermöglichte aus eigenen Mitteln die Realisierung der Gedenkstätte.
Die Stadt stellte den Platz im Park bereit, errichtete eine Erläuterungstafel und sorgt für die Pflege der Gedenkstätte. Stellvertretender Bürgermeister Karl König und Pfarrer Burkhard Hoffmann weihen die Gedenkstätte am Samstag, 25. April, um 11 Uhr ein.
Die im Park stehende Marienburg errichtete der Kölner Architekt August Carl Lange 1879/80 für Eugen von Kesseler, den Besitzer des Großen Hofes gleich nebenan. Von Kesseler war Königlich Preußischer Landgerichtsrat in Köln. Von 1870 bis 1874 und 1882 bis 1885 vertrat er den Wahlkreis Bonn-Rheinbach im Preußischen Abgeordnetenhaus. Er war Mitbegründer des Zentrums und von 1871 bis 1884 Reichtagsabgeordneter.
Landhaus und Sommersitz
Aus der Ehe von Eugen und Franziska von Kesseler gingen 13 Kinder hervor. Die letzte aus der Familie kommende Bewohnerin der Burg war Elisabeth von Kesseler (1900–1982), die Enkeltochter der Erbauer und Tante von Karin Klaere. Das Gebäude war ursprünglich als Landhaus geplant, das der Familie Kesseler als Sommersitz dienen sollte.
Den Namen „Marienburg“ trug der rote Backsteinbau von Anfang an. Es war der Wunsch des Bauherrn, an den gleichnamigen Hauptsitz des Deutschen Ritterordens in Westpreußen zu erinnern. Der war im 14. Jahrhundert Wirkungsort des Hochmeisters Winrich von Kniprode. Es gilt als sicher, dass Winrich von einer Ansiedlung stammte, die im heutigen Knipprather Wald lag.
Architekt August Carl Lange lebte von 1834 bis 1884. Er projektierte zahlreiche sakrale und einige profane Bauten in der näheren und weiteren Umgebung von Köln. Mehr als fünfzigmal zeichnete August Lange für Bau, Erweiterung oder Restaurierung von Kirchengebäuden verantwortlich. Unter seiner Leitung entstanden etwa die Pfarrkirchen St. Stephanus in Hitdorf und St. Martinus in Zons.
Blick in die Ferne
Stark beeinflusst war Lange vom neogotischen Stil. Das ist auch an der Marienburg zu erkennen. Zwar erfolgte der Innenausbau nach Aussage des Architekten „in einfachster Weise“, der Einbau von Wandschränken in allen Zimmern, Wasserleitung und Wasser-Klosetts spricht aber dafür, dass man es an Annehmlichkeiten nicht fehlen lassen wollte. Dazu gehörte auch der Aussichtsplatz über der Mitte des Hauses, von dem aus man eine schöne Fernsicht über den Rhein bis nach Köln oder ins Bergische Land hinein genießen konnte. Die Baukosten für den adeligen Landsitz lagen bei 75 000 Mark.
Im zweiten Weltkrieg befand sich oben auf dem Turm der Marienburg eine Flakstellung. Bei den Kämpfen im Februar 1945 wurde die Turmhaube weggeschossen. Paul Vogel, der seit dem Tode Elisabeth von Kesselers – sie starb 1982 im Alter von 82 Jahren – Eigentümer der Marienburg ist, ließ den Turm restaurieren und in den alten Zustand zurückversetzen.
Das „Lustschloss“
1984 sorgte die Marienburg als „Lustschloss“ für Schlagzeilen in der Boulevardpresse. Als „Heidi und Jürgen“ zur „Super-Party“ ins alte Gemäuer einluden, stand ihnen der Sinn nicht nach harmlosem Tanzvergnügen. Vielmehr baten sie Paare zum Partnertausch. Die Behörden schoben dem Treiben freilich einen Riegel vor. Sie machten den Swinger-Club dicht, denn „Heidi und Jürgen“ hatten keine Schankerlaubnis.
Der Marienburgpark ist seit 2002 öffentlich zugänglich. Die Stadt hatte ihn gekauft und sich erfolgreich um die Teilnahme an der dezentralen Landesgartenschau im Rahmen der Euroga 2002 plus beworben. Der Marienburgpark ist Teil der Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas.
Marienburgpark der Stadt Monheim am Rhein
Haupteingang Bleer Straße, zwei weitere Eingänge an der Parkstraße
Öffnungszeiten:
Mai bis September 8 bis 22 Uhr
Oktober bis April 9 bis 18 Uhr
Eintritt frei