In Tirat Carmel ist gerade Wahlzeit. Die wegen des brutalen Angriffs der Hamas auf den Staat Israel bereits zweimal terminlich verschobene Kommunalwahl läuft. Dabei hat sich jetzt bereits in der ersten Wahlrunde gezeigt: Es wird einen neuen Bürgermeister geben. Arie Tal ist abgewählt.
Der bisherige Amtsinhaber erhielt im ersten Wahldurchgang nur noch 9,5 Prozent der Stimmen. Am 10. März wird es zu einer Stichwahl zwischen Dudu Cohen (36,8 %) und Eli Cohen (31,5 %) kommen. Damit steht der Beginn einer neuen Ära an – auch zu den partnerschaftlichen Beziehungen nach Deutschland. Seit 1993 war Arie Tal bis auf eine im Rückblick fast schon kurz zu nennende Unterbrechung (2003 – 2008) rund 25 Jahre lang Stadtoberhaupt von Monheims israelischer Partnergemeinde. Die Städtepartnerschaft zu Monheim am Rhein hat er ganz entscheidend mitgeprägt.
Ein bisschen Wehmut kommt da auch bei Bürgermeister Daniel Zimmermann auf: „Ich habe mit Arie Tal telefoniert und mich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit in den zurückliegenden Jahrzehnten bedankt.“ Der nun bald aus dem Amt scheidende Bürgermeisterkollege brachte dabei zum Ausdruck, dass die Menschen nach drei Jahrzehnten nun wohl einfach etwas Neues gewollt hätten – und er das so auch akzeptiere. Tals Alter von inzwischen 78 Jahren hatte bereits im Wahlkampf immer wieder eine Rolle gespielt.
Zimmermann: „Arie Tal hat mir berichtet, dass er sich nun auf deutlich mehr Zeit für die Familie, seine Frau Bethia, die drei Kinder und die gemeinsamen Enkelkinder freut. Und die freuen sich wohl auch schon sehr auf den Ehemann, Vater und Opa, der sich so lange seiner Stadt und ihren Menschen verschrieben hat.“ Keine Frage: Der fünfmal von der Bürgerschaft gewählte Bürgermeister hat Spuren in seiner Stadt hinterlassen. Zimmermann: „In seinen fünf Amtszeiten hat sich Tirat Carmel beeindruckend entwickelt. Die Bevölkerungsanzahl hat sich fast verdoppelt. Zahlreiche neue Schulen und Kitas wurden errichtet und der gesamte Fokus auf Bildung enorm gestärkt.“ In den letzten Monaten war Arie Tal dann, wie so viele seiner Amtskollegen im Land, auch nochmal als Krisenmanager gefragt. Zimmermann: „Auch das hat ihm nochmal Ansehen und Dankbarkeit eingebracht, die sich indes nicht mehr in Wählerstimmen ausgezahlt haben.“
Die laufenden Wahlen in Israel finden noch immer im Schatten der weiter andauernden Kämpfe gegen die Hamas statt. Noch länger wollte man den demokratischen Urnengang jedoch nicht nach hinten verschieben. Es bleiben herausfordernde Zeiten für das ganze Land. (ts)