Jugendliche können jetzt im Container chillen

Das Jugendparlament hat sich nach einer Befragung von Monheimer Jugendlichen für einen überdachten Ort für junge Menschen im öffentlichen Raum eingesetzt, der nun eröffnet wurde

Philipp Kaindl (v. l.), Marie Don, Hannah Michel und Luzian Leidig von Jugendparlament testen die Sitzgelegenheiten im Jugendgerechten Ort im öffentlichen Raum. Fotos: Pia Mahr

Feierlich eingeweiht: Bürgermeister Daniel Zimmermann und Philipp Kaindl, Vorsitzender des Jugendparlaments durchschneiden das rote Band.

Die Schülerinnen und Schüler Philipp Kaindl, Marie Don, Hannah Michel und Luzian Leidig sind im Berliner Viertel unterwegs. Sie unterhalten sich, hören Musik und plötzlich fängt es an zu regnen. Wohin sollen sie jetzt gehen? Nach Hause wollen sie nicht, für einen Café-Besuch ist kein Geld da und außerdem ist keines in der Nähe. Sie steuern den Übersee-Container an der Nord-Süd-Achse der Brandenburger Allee an. Dort gibt es Strom zum Aufladen ihrer Lautsprecherbox und der Handys sowie verstärktes öffentliches W-Lan – und was wohl grade am wichtigsten ist: Es ist ein überdachter, windgeschützter Aufenthaltsort mit gemütlichen Bänken und Beleuchtung zu dem jeder Zugang hat. 

So oder so ähnlich könnte es sich künftig abspielen, denn Jugendparlament (Jupa) und Kinder-und Jugendförderung haben in der vergangenen Woche ihren ersten „Jugendgerechten Ort“ im öffentlichen Raum installiert. Ein Projekt, für das sich das Jugendparlament seit drei Jahren engagiert. Ein echter Höhepunkt für die Nachwuchspolitikerinnen und Nachwuchspolitiker also, dass das Ergebnis nun wirklich sichtbar ist. 

Paradebeispiel für den demokratischen Prozess

„Das Thema kam immer wieder auf“, erzählt Philipp Kaindl, Vorsitzender des Jupa. „Wo können wir Jugendliche hin, wenn das Wetter schlecht ist und wir nicht zu Hause hocken wollen?“ Die Lösung, mit dem ausrangierten und speziell für diese neue Nutzung umgebauten Container, ist ein Paradebeispiel für den demokratischen Prozess und das Zusammenspiel von Kommunalpolitik und Stadtverwaltung, aus dem die Mitglieder des Jupa viel gelernt haben, so Achim Wieghardt, Leiter der Kinder- und Jugendförderung, die das Jupa von städtischer Seite unterstützt. 

Der Wunsch nach einem solchen öffentlich zugänglichen Aufenthaltsort war im Rahmen einer Konsultation für Jugendliche auf dem städtischen Mitmachportal [extern]www.mitdenken.monheim.de dem Jugendparlament mitgeteilt worden. Am 26. Oktober 2022 brachte das Jupa die Idee in die Sitzung der Spielplatzkommission ein. Im darauffolgenden Jugendhilfeausschuss und dem Ausschuss für Schule und Sport bekamen die Nachwuchspolitiker den Auftrag, potenzielle Treffpunkte zu erörtern und konkrete Vorschläge der Politik zu präsentieren. Der finale Entwurf wurde in der Jugendparlamentssitzung am 19. Dezember 2023 dann mit dem Bereich Bau abgestimmt und der Container in Auftrag gegeben. 

Das Inneere ist wind- und wettergeschützt

Im Rahmen einer kleinen Einweihungsfeier wurde der Jugendgerechte Ort nun bereits ausgiebig getestet und für gut befunden. Wichtig war unter anderem, dass der Innenraum neben W-Lan und Stromanschlüssen auch eine Beleuchtung besitzt und es Sitzmöglichkeiten gibt. Die Ausschnitte in der Stahlaußenhaut des Containers sind so angelegt, dass das Innere ausreichend wind- und wettergeschützt ist, gleichzeitig aber weitestgehend einsichtig bleibt. Die Sitzbänke im Innenraum sind in Treppenform festinstalliert. Auch vor dem Container gibt es Sitzgelegenheiten. „Der Standort im Berliner Viertel wurde deswegen ausgewählt, weil hier einfach am meisten Kinder- und Jugendliche unterwegs sind und es wenig überdachten Aufenthaltsraum gibt“, erklärt Achim Wieghardt. „Außerdem ist direkt nebenan der Basketballplatz und ein Spielplatz.“ Zudem fährt das Haus der Jugend mit dem Aktionsmobil die benachbarte Wiese an. Alles in allem ein guter Platz für einen solchen Aufenthaltsort, finden auch Philip Kaindl und seine Mitstreitenden. „Ich finde, es ist richtig gut geworden“, sagt Marie Don, die sich wie Kaindl seit Sommer im Jugendparlament engagiert. 

Auch Bürgermeister Daniel Zimmermann findet, die rund 90 000 Euro sind eine gute Investition in die Zukunft. Der Jugendgerechte Ort füge sich perfekt ein in das grundsätzliche Konzept der Stadt, die Bedürfnisse von Jugendlichen immer mitzudenken, zum Beispiel bei Neugestaltungen von Spielplätzen, den Skateranlagen und vielen weiteren Projekten. 

Jugendlichen aus dem Viertel direkt mit einbinden

Im Frühling soll der Container nun noch künstlerisch gestaltet werden, gibt Achim Wieghardt einen Ausblick. Es seien bereits Graffiti-Künstler angefragt. Zudem sei geplant, in Kooperation mit der Demokratiewerkstatt im Mehrgenerationenhaus Workshops anzubieten und die Kinder- und Jugendlichen aus dem Viertel direkt mit einzubinden. Es soll ein Ort der Kommunikation entstehen, so der Wunsch der Jugendlichen und der Kinder- und Jugendförderung. „Wir sind gespannt, wie sich das entwickelt und wie der Ort nun angenommen wird“, sagt Wieghardt. (pm)

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