Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt besuchte an diesem Dienstag, 17. September das seit August in Monheim am Rhein beheimatete Kyiv Symphony Orchestra – und hat nun offiziell die Schirmherrschaft über das Orchester für dessen Residenzdauer in Monheim am Rhein übernommen.
Das staatliche Orchester befand sich seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine formal auf dauerhafter Auslandstournee. Nach über zwei Jahren Zwischenunterbringung im thüringischen Gera – auch damals schon auf Vermittlung von Katrin Göring-Eckardt – haben die mehr als 80 Musikerinnen und Musiker mit ihrem Begleitpersonal nun in Monheim am Rhein eine neue, stabile Heimat und vor allem erstmals wieder feste Anstellungsverhältnisse gefunden. Gemeinsam mit einigen Familienangehörigen, zu denen vor allem auch 22 Kinder gehören, umfasst die Gesamtgruppe rund 130 Personen.
Die Stadt hat das musikalische Ensemble als Berufsorchester in die Monheimer Kulturwerke GmbH eingegliedert, Wohnraum zum Anmieten zur Verfügung gestellt und alle Mitglieder für zunächst ein Jahr fest eingestellt. Angestrebt wird eine sichere Beschäftigung für weitere Jahre bis zum Kriegsende und einem dann hoffentlich dauerhaften Frieden.
Besuch auf der Monheimer Kultur-Großbaustelle
Bei ihrem Besuch in Monheim am Rhein informierte sich Katrin Göring-Eckardt auf der Großbaustelle der Kulturraffinerie K714 und bei einem Stadtrundgang persönlich über die neue musikalische, berufliche und private Heimat der Orchestermitglieder. Die Kulturraffinerie K714 soll Ende 2025 als kulturelles Herz der Stadt, die hier alleine mehr als 126 Millionen Euro investiert, eröffnet werden. Auf der Baustelle traf Göring-Eckardt sich mit Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann, dem Intendanten und Geschäftsführer der Monheimer Kulturwerke Martin Witkowski sowie mit dem Direktor des Kyiv Symphony Orchestra Oleksandr Zaitsev, verstärkt durch weitere Orchestermitglieder.
Ungeschönt offen berichtet Göring-Eckardt dort auch über das, was sich offenbar zuvor in Gera rund um das Orchester zugetragen hat. Dort sei eine Situation entstanden, die am Ende „nicht mehr gut tragbar“ gewesen sei. Orchestermitglieder seien auf der Straße bedroht und mit Russlandfahnen „begrüßt“ worden, selbst die Kinder der Musikerinnen und Musiker wurden offen angefeindet. Es begann in Konsequenz die Suche nach einer besseren Bleibe in der ganzen Republik und es entstand schließlich der Kontakt zu Martin Witkowski, der auch schon in Weimar beruflich gewirkt und dabei positive Spuren und Kontakte hinterlassen hat.
Gegenüber Pressevertreterinnen und Vertretern hob die Bundestagsvizepräsidentin und Orchester-Schirmherrin am Dienstag hervor: „Ich bin unheimlich dankbar und froh, dass es gelungen ist, mit der Stadt Monheim am Rhein, Bürgermeister Zimmermann und allen weiteren Beteiligten auf Menschen zu treffen, die mit ihrer Zusage dann einfach irgendwann gesagt haben: Wir helfen und machen das jetzt! Diese Haltung hat mich sehr beeindruckt. Die Stadt zeigt mit ihrem Engagement: Deutschland kann viel.“
Mit Blick auf die weltpolitische Lage ordnete Göring-Eckardt ein: „Putin will die Identität des ukrainischen Volks zerstören. Er will nicht nur das Land unterjochen, sondern auch dessen Kultur und Sprache zu zerstören. Das Kyiver Orchester musiziert gegen diesen perfiden Plan an und zeigt mit seinem Wirken: Die ukrainische Kultur ist lebendig und wir lassen es nicht zu, dass sie zerstört wird.“
Breite Unterstützung in der Bevölkerung
Ihre Schirmherrschaft will die Bundestagsvizepräsidentin nun vor allem nutzen, um in überregionalen Gesprächen nochmal verstärkt für ein Engagement zugunsten des Orchesters und damit auch des Monheimer Einsatzes zu werben. Dabei wird es ganz sicher auch um das Generieren von Spendengelder und die Vermittlung von Gastauftritten gehen. Das wird nötig sein. „Wir haben für die Unterbringung des Orchesters im ersten Jahr einen sehr einhelligen politischen Beschluss bekommen“, verwies Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann auf die breite Unterstützung im Monheimer Stadtrat, betonte aber auch: „Für das zweite und dritte Jahr, oder wie lange auch immer der Krieg andauern wird, sind wir auf Unterstützung angewiesen. Wir wollen nicht, dass das Orchester noch ein weiteres Mal umziehen muss. Deshalb sind wir für jede Unterstützung dankbar und freuen uns auch über das Hilfsangebot von Frau Göring-Eckardt.“
Die Voraussetzungen innerhalb der Monheimer Bürgerschaft sind dabei glänzend. Das bewies am ersten September-Wochenende auch noch einmal eindrucksvoll die vierte Auflage der „Kulturpromenade“, mit der traditionell die Spielzeiteröffnung der Monheimer Kulturwerke gefeiert wird. Dort erlebten die Mitglieder des Kyiv Symphony Orchestras wohl den bisherigen emotionalen Höhepunkt ihrer Startwochen in Monheim am Rhein. Nach ihrem Auftritt mussten sich die Orchestermitglieder von der Bühne zu ihren Aufenthaltsräumen den Weg durch das Publikum auf der Rheinpromenade bahnen. Dabei wurden sie von dauerhaftem lauten Beifall begleitet. Ein berührender Moment, der nach dem langen Applaus im Anschluss an ihre Monheimer Premiere beim Picknickkonzert im Juli erneut das offenbar ganz eindeutig vorherrschende Gefühl in der Monheimer Bürgerschaft belegte: Ihr seid bei uns willkommen. Schön, dass ihr hier seid.
Der Orchesterdirektor des Kyiv Symphony Orchestra Oleksandr Zaitsev betonte daher auch am Dienstag nochmal beeindruckt: „Die Monheimer Menschen sind ein besonderes Publikum. Sehr fröhlich. Sehr herzlich. Und es ist eine sehr schöne Stadt. Wir sind gerne hier.“
Das soll so bleiben. Bürgermeister Daniel Zimmermann mit Blick auf die Unterbringungsmöglichkeiten bei der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Monheimer Wohnen und die wachsende Kulturaffinerie K714 als künftigem Konzertsaal: „Wir können und wir wollen helfen.“ Und auch Martin Witkowski unterstrich noch einmal die Besonderheit und Wichtigkeit der Rahmenbedingungen: „Künstlerische Arbeit ist mehr als das Einüben einer neuen Partitur. Das Umfeld ist wichtig. Und wir versuchen mit unseren Bemühungen die bestmöglichen Rahmenbedingungen für die künstlerische Entfaltung des Orchesters zu bieten.“ Katrin Göring-Eckardt nochmal den großen Bogen spannend: „Das Kyiver Orchester schafft eine musikalische Verbindung zwischen den Menschen in der Ukraine und dem deutschen Publikum. Niemand wünscht sich so sehnlich Frieden wie die Ukrainerinnen und Ukrainer. Einen gerechten Frieden, der von Dauer ist und die Freiheit sichert – einen solchen Frieden erreicht die Ukraine nur aus einer Position der Stärke. Wir dürfen bei unserer Unterstützung für die Ukraine daher nicht nachlassen.“ (ts)