Große Ehre und Anerkennung! Beim bundesweiten Wettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ wurde die Fairtradestadt Monheim am Rhein jetzt mit einem Sonderpreis für ihr ganz besonderes Engagement für Faire Kamelle im heimischen Karneval ausgezeichnet. Neben der bundesweiten Beachtung ist der Preis auch mit 10.000 Euro dotiert.
Insgesamt 13 deutsche Kommunen wurden im Beisein der Parlamentarischen Staatssekretärin im Entwicklungsministerium, Dr. Bärbel Kofler, im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung am 5. Oktober 2023 im fränkischen Fürth geehrt, das 2021 selbst mit dem Titel Hauptstadt des Fairen Handels geadelt wurde. Seit 20 Jahren wird der Preis durch die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) an Städte und Gemeinden verliehen. Alle zwei Jahre wird damit herausgehobenes lokales Engagement von Kommunen im Themenfeld Fairer Handel und Faire Beschaffung ausgezeichnet.
Dr. Bärbel Kofler betonte in ihrer Ansprache vor den Vertreterinnen und Vertretern der gefeierten Städte sowie zahlreichen weiteren Gästen in der Fürther Stadthalle: „Kommunen spielen eine große Rolle für die globale Entwicklung. Wenn Kommunen in Deutschland sich für Fairen Handel und nachhaltige Beschaffung entscheiden, dann hat das Auswirkungen auf die Lebensrealitäten von Menschen im Globalen Süden. Dieses Engagement wollen wir mit dem Preis ‚Hauptstadt des Fairen Handels‘ sichtbar machen und fördern“, so die Staatssekretärin. „Die teilnehmenden Kommunen sind Vorbilder und machen anderen Städten Mut, ihren konkreten Schritten zu mehr Nachhaltigkeit zu folgen. Nur gemeinsam mit lokalen Akteuren in Deutschland und der Welt gelingt die Aufholjagd zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele.“
In bester Gesellschaft
München, Ingelheim am Rhein (Rheinland-Pfalz) und St. Peter Ording sind für die nächsten zwei Jahre die neuen Hauptstädte des Fairen Handels. „Monheim am Rhein gewinnt den Sonderpreis für das eingereichte Projekt Faire Kamelle“, konnte Laudatorin und Engagement-Global-Geschäftsführerin Ingrid Arenz verkünden und erläuterte das inzwischen seit fünf Jahren bewährte Erfolgsrezept vor der bundesweiten Öffentlichkeit: „Im Monheimer Karneval fliegt seit 2018 bei allen Umzügen fair gehandelte Kamelle. Die Stadt übergibt dieses faire Wurfmaterial an alle Fuß- und Wagengruppen der drei Umzüge im Stadtgebiet. Dabei kauft sie jährlich faire Kamelle im Wert von 100.000 Euro ein“, so die Laudatorin. „Gemeinsam mit den Karnevalistinnen und Karnevalisten setzt sich die Stadt damit für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen auf der Welt ein.“
Ebenso positiv hervorgehoben wurde der mit dem städtischen Beitrag zur Unterstützung des heimischen Brauchtums und der Menschen im Globalen Süden zugleich realisierte Hebeleffekt. „Alle Jecken in Monheim am Rhein sind dazu aufgerufen, sich anzuschließen und auch Teile ihres eigenen Budgets für fair gehandeltes Wurfmaterial zu verwenden. Ein fairer Anteil von jecken 11 Prozent beim Kauf des Wurfmaterials ist das erklärte Ziel“, stellte Ingrid Arenz vor dem Publikum in der Fürther Stadthalle und im Video-Livestream der Veranstaltung heraus. „Die Monheimer Kamelle-Palette hat ein eigenes Design und wird ständig weiterentwickelt: 2023 kam mit Dattelpralinen sogar die erste Kamelle-Sorte hinzu, deren Wertschöpfung zu 100 Prozent im Ursprungsland Ägypten liegt.“
Von der Engagement-Global-Geschäftsführerin gelobt wurde auch die Idee, vom Düsseldorfer Künstler Jacques Tilly einen eigenen Themenwagen für den Karnevalsumzug gestalten lassen: „Das schafft für das Thema Fairer Handel besondere Sichtbarkeit“, so Arenz. Und daran will die Stadt auch künftig weiterarbeiten.
Verpflichtung für die Zukunft
„Für uns ist dieser Sonderpreis, den wir ja quasi aus dem Stand heraus bei unserer ersten Teilnahme am Wettbewerb erhalten haben, zugleich große Ehre wie Verpflichtung für die Zukunft“, betonte Annika Dotor de Pradas, Leiterin der Abteilung Interkulturalität und Städtepartnerschaften im Monheimer Rathaus, von der auch die städtischen Fairtrade-Aktivitäten koordiniert werden. „Dass unser Einzelprojekt aus über 1000 eingereichten Projekten nun so gewürdigt wurde, spornt uns nur weiter an, hoffentlich bald auch mit der Summe unserer schon heute vielfältigen städtischen Projekte, wie den Aktivitäten zu den Internationalen Fairen Wochen und dem rheinisch-kolumbianischen Klimawald-Projekt, sogar eine faire Chance auf den Gewinn des Hauptpreises ‚Hauptstadt des fairen Handels‘ zu haben. An der Fairtrade-Stadt Monheim am Rhein bauen wir auf jeden Fall fleißig weiter und versuchen dabei, so viele Menschen aus der Stadtgesellschaft wie möglich mitzunehmen und für unsere gemeinsame Idee einer faireren Welt zu begeistern – immer beginnend mit konkretem Handel vor Ort.“ Das sich Beharrlichkeit dabei ebenso wie Ideenreichtum auszahlt, zeigt die Liste der bisherigen Preisträger-Kommunen und deren beachtliches Engagement. Monheim am Rhein ist seit 2014 ausgezeichnete Fairtrade-Stadt.
Im Wettbewerb um den Preis „Hauptstadt des Fairen Handels“ werden alle zwei Jahre besonders kreative und wirkungsvolle kommunale Projekte rund um die Themen Fairer Handel und Faire Beschaffung gesucht und ausgewählt. Insgesamt 125 Kommunen aus allen 16 Bundesländern hatten beim 20-jährigen Jubiläum des Wettbewerbs Bewerbungen eingereicht, indem sie einer Fachjury immer eine Vielzahl von Einzelprojekten aus ihren Städten vorgestellt haben. Erstmals wurde der begehrte und in allen Kategorien mit einem Preisgeld versehene Hauptstadttitel 2023 dabei diesmal je an eine kleine, mittlere und große Kommune vergeben, gestaffelt nach ersten, zweiten und dritten Preisen. Zusätzlich wurden erstmalig auch ein Sonderpreis zum Thema „Geschlechtergerechtigkeit und Fairer Handel“ sowie ein Publikumspreis und eben auch zwei themenunabhängige Sonderpreise verliehen, bei denen das Monheimer Karnevalsengagement so begeisterte.
Der Sonderpreis „Geschlechtergerechtigkeit und Fairer Handel“ ging an Speyer. Die Stadt Amberg wurde neben Monheim am Rhein mit einem themenunabhängigen Sonderpreis und weiteren 10.000 Euro für die Initiative „Zukunftsakademie“ geehrt, über die das Thema Fairer Handel durch engagierte Dozentinnen und Dozenten in Schulen eingebracht wird, wenn dort mal Unterrichtsstunden ausfallen. Der Publikumspreis ging an die Stadt Ebern, die – gemessen an der Anzahl der Einwohnenden – die meisten Stimmen für ihre gebündelten Fairtrade-Aktivitäten holen konnte.
Mehr über die Fairtrade-Stadt Monheim am Rhein gibt es hier, weitere Informationen zum Gesamtwettbewerb „Hauptstadt des Fairen Handels“ sowie zu allen Einzelplatzierungen bei Engagement Global. (ts)