Wilfried Schmickler und viele andere üben Solidarität mit dem Sojus 7


13 junge Menschen hat ihr Ehrenamt in finanzielle Nöte gebracht

Um seiner Solidarität mit 13 ehrenamtlichen, jugendlichen Vorstandsmitgliedern des ehemaligen Monheimer Kunst- und Kulturvereins öffentlich Ausdruck zu verleihen, tritt der Kabarettist Wilfried Schmickler im Sojus 7 ohne Gage auf. Zudem bestreiten Musiker drei weitere Abendprogramme.

Die Einnahmen kommen den vom Finanzgericht Düsseldorf mit insgesamt rund 20.000 Euro in Haftung genommenen ehemaligen Vorständen des Vereins zugute. Monheimer Unternehmen und Geschäftsleute helfen darüber hinaus mit Spenden, damit die jungen Leute, von denen sich einige noch in Ausbildung befinden, nicht die gesamte Summe aus eigener Tasche aufbringen müssen.

Die Solidaritätsveranstaltungen im Sojus 7 (Eingang Kapellenstraße 38), für die Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim die Schirmherrschaft übernommen hat, bieten folgendes Programm (Beginn jeweils 20 Uhr, Einlass ab 19 Uhr):

Mittwoch, 6. Juni – Die Nacht des vielstimmigen Gesangs

• Salatschleudern

• Mülheimer Hafenperlen

• Sojus 7 Männerchor

Durch den Abend führt das Mighty Halelujah Terzet.

Freitag, 8. Juni – Hans Rock

• The wee lil’ Band (Alternativ-Country-Akkustik aus Köln)

• Gigolo Lounge (Gigolo-Pop von nebenan)


Samstag, 9. Jun – Kommando Hans Sojus

Die Party am Ende der Milchstraße.

Sonntag, 10. Juni – Wilfried Schmickler: Zum Dritten!

Bei einem früheren Auftritt im Sojus sagte Wilfried Schmickler: "Es gibt nicht viel, worum der Kölner den Monheimer beneidet, aber das Sojus gehört jedenfalls dazu."


Der aus Hitdorf stammende Mann für alle Zwerchfelle präsentiert sein aktuelles Programm. Motto: Alles muss raus! Nach mehr als einem Jahr grauschwarz-rosaroter Trippelschrittmacherei beginnt der große Räumungsverkauf. Die letzten Sonderangebote auf dem Arbeitsmarkt, die billigsten Vorschläge zur Reform der Sozial-Systeme, die aktuellsten Wegwerf-Produkte der Kultur-Ramsch-Verwerter – alles kommt unter den Hammer! Und zwar unter den ganz großen.

Statt fester Eintrittspreise wird eine Mindestspende erwartet, wobei der Rahmen nach oben hin offen ist. Die Initiatoren der Veranstaltungsreihe setzen dabei auf das Solidaritätsbewusstsein des Publikums und auf dessen Großzügigkeit.

Die 13 jungen Leute waren zwischen 1999 und 2003 jeweils für ein bis drei Jahre als gewählte Vorstände für den damaligen Monheimer Kunst- und Kulturverein tätig. Sie stellten ein attraktives, vielseitiges Veranstaltungsprogramm mit namhaften Bands, Künstlern und Interpreten auf die Beine. Beispielsweise lockten bekannte Namen wie Elli, Helge Schneider oder Sportfreunde Stiller und Kabarettisten wie Volker Pispers, Dieter Nuhr oder Wilfried Schmickler nicht nur Jugendliche in Scharen ins Sojus 7.

Die ehrenamtlich tätigen jungen Leute des Vereins organisierten diese kulturellen Veranstaltungen. Dies begann im Vorfeld mit dem Aushandeln der Gagen und endete mit der Reinigung der Toiletten. Hingegen war mit der Buchhaltung und der steuerlichen Abwicklung ein Steuerberatungsbüro für entsprechendes Honorar beauftragt.

Anlässlich einer Betriebsprüfung stellte das Finanzamt Hilden erhebliche Mängel in der Buchhaltung fest und forderte eine hohe Steuernachzahlung, die die Mittel des Vereins bei weitem überstieg. Für die Steuerschulden des nicht mehr zahlungsfähigen Vereins wurden die Vorstandsmitglieder in Haftung genommen. Dagegen klagten sie beim Finanzgericht Düsseldorf. Während das Gericht in den ersten drei der einzeln verhandelten Fälle die Haftungsbescheide aufhob, war dies bei den restlichen zehn, die später vor einer anderen Kammer verhandelt wurden, bei weitestgehend gleicher Sachlage nicht der Fall.

Das Verhalten der Vorstände wurde als grob fahrlässig eingestuft. Sie mussten mit insgesamt rund 20.000 Euro haften und auch die entstandenen Gerichts- und Anwaltskosten selbst tragen. Die drei freigesprochenen Vorstände zeigten sich solidarisch und beteiligten sich anteilmäßig am Aufbringen der Geldsumme.


„Für mich ist das ganze sehr frustrierend“, klagt Philipp Kämmer, einer der betroffenen Vorstände, „wir haben uns alle neben Ausbildung oder Job unheimlich ins Sojus reingehängt. Bei der Buchhaltung hatten wir uns auf die Profis im beauftragten Büro verlassen. Das hat uns das Finanzgericht als grobe Fahrlässigkeit ausgelegt. Mir hat es angekreidet, dass ich nicht sofort nach dem Eintritt in den Vorstand die gesamte Buchhaltung und die Kassenbücher der zurückliegenden drei Jahre genauestens überprüft habe.“

Der Monheimer Kunst- und Kulturverein wurde 1988 gegründet. Ziel des als gemeinnützig anerkannten Vereins war die Förderung von Kunst, Kultur und Kommunikation in Monheim am Rhein. Für Veranstaltungen wurde mit Landesmitteln eine ehemalige Fabrikhalle zur Begegnungsstätte ausgebaut: das Sojus 7. Es entwickelte sich sehr schnell zu einem Treffpunkt für die Jugend aus Monheim am Rhein und Umgebung und genoss alsbald Kultstatus.

Bei einer Betriebsprüfung im Jahr 2002 stellte das Finanzamt Hilden erhebliche formale und inhaltliche Mängel in der Buchhaltung fest. Es erhöhte daraufhin die gebuchten Umsätze um sehr hohe pauschale Zuschläge. Die inhaltlichen Feststellungen des Finanzamts konnten zwar weitgehend widerlegt werden. Trotzdem hat es die ursprünglich angesetzten Umsatzzuschläge nicht reduziert.

Daraus resultierte eine Steuernachforderung, die so hoch war, dass sie die Mittel des Vereins bei weitem überstieg und zur Insolvenz führte. Um die Institution Sojus für die Jugend zu erhalten sprang im Jahr 2004 die Kunstschule Monheim am Rhein in die Bresche und übernahm die Trägerschaft.

• Spendenkonto (Inhaber Philipp Kämmer): Stadtsparkasse Düsseldorf, Nr. 3 005 561 760, BLZ 300 501 10. Eine Spendenbescheinigung ist nicht möglich.

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