Zum ersten Mal veranstalten die Monheimer Kulturwerke im Auftrag der Stadt an ihrem Übergangssitz in der „Mack-Pyramide“, Am Kieswerk 4, eine Ausstellung mit Studierenden der Kunsthochschule für Medien in Köln. Vom 16. November bis zum 1. Dezember 2024 ist hier an allen Samstagen und Sonntagen von 14 bis 18 Uhr die Ausstellung „It’s a Tomb!“ zu sehen, die neue Positionen der Medienkunst in einem außergewöhnlichen Rahmen zusammenführt. Die Eröffnung der Ausstellung mit Live-Performances findet an diesem Freitag, 15. November, ab 18 Uhr statt. Der Eintritt sowohl für die Eröffnung als auch für die Ausstellungstage ist frei. Am Sonntag, 24. November, wird es ab 14 Uhr einen weiteren speziellen Performance-Tag geben. Parkplätze können kostenfrei auf dem Firmengelände genutzt werden.
„Die Eröffnung am Freitag ist für uns der Beginn des Ausstellungsbetriebs in diesem ganz besonderen Gebäude“, blickt Bürgermeister Daniel Zimmermann in die Zukunft. „Der Stadtrat hat Ende Oktober rund 50 Millionen Euro als Investition in diesen Ort freigegeben. Ich freue mich, dass wir hier nun sogar schon vor dem Umbau eine Ausstellung zeigen können.“ Eine wohl letzte Chance. Denn bereits im zweiten Quartal 2025 wird mit den Vorbereitungen für den Umbau begonnen. In drei Jahren soll die Eröffnung gefeiert werden können.
Zimmermann: „Heinz Mack hatte die Idee für die besondere Gebäudekonfiguration – inspiriert durch die Kultur der Azteken und der Maya. Deren Pyramiden waren nicht nur Grabstädten, sondern vor allem auch Kultur- und Versammlungsorte. Das soll auch dieses Gebäude werden.“ Im oberen Stockwerk der künftig gedoppelten Pyramide, deren Spitzen einander in der Luft architektonisch spektakulär gegenüberstehen, wird ein Ausstellungsraum mit rund 1000 Quadratmetern Fläche entstehen. Dazu kleinere Räume für Kunstbetrieb, Galerien, Auktionshäuser und private Sammlungen.
Werke im Dialog mit dem Gebäude
Doch zurück aus der Zukunft ins Hier und Jetzt und die bevorstehende Ausstellung: Eingeladen durch Bürgermeister Daniel Zimmermann und den Medienkünstler Prof. Mischa Kuball haben sich 16 internationale Kollektive sowie einzelne Nachwuchskünstlerinnen und -künstler mit dem von Kuball eingesetzten Kurator Dr. Emmanuel Mir auf die besondere Architektur der bestehenden Mack-Pyramide eingelassen und Kunstwerke realisiert, die teilweise explizit für den Ort geschaffen und darin eingebettet wurden. „Eine Herausforderung“, wie Mir und Kuball unisono betonen, habe man es bei der Pyramide doch mit einer Art künstlerischem Denkmal zu tun, dass sich Heinz Mack zu Lebzeiten quasi selbst gesetzt habe – und in dem der Künstler über die Ausgestaltung des Raums durch Form, Farben, Materialien und sogar der Möblierung automatisch sehr präsent sei. Das Innenleben der Pyramide sei eben kein White Cube, also kein klassisch weißer Galerieraum, der allein durch die Ausstellungswerke dominiert wird. Heinz Mack schwingt hier einfach immer mit. Von daher treten die in diesem Umfeld ausgestellten Werke immer auch in einen Dialog mit dem, was bereits vorhanden ist.
Kuball: „Wir haben die Herausforderung jedoch sehr gerne angenommen, hier schon im laufenden Prozess eine Prelude zu realisieren.“ Mir: „Dabei galt es für die Studierenden, ihre Werke auch in diesem besonderen Umfeld so zu präsentieren, dass sie auch autonom wirken.“ Zur Vorbereitung haben der Kurator und einige Künstlerinnen und Künstler sogar für eine Nacht in der dann besonders stillen und dunklen Pyramide übernachtet, dort zu Abend gegessen und am nächsten Tag gefrühstückt, um sich mit dem Gebäude auseinanderzusetzen. „Der Tenor dabei war: Mensch, ganz schön viel Mack hier. Ganz schön kräftig. Ganz schön präsent. Ganz schön schwierig, sich da künstlerisch zu behaupten“, fasst Mir zusammen. Damit es doch gelingt, wurden individuelle Strategien geschaffen, die es jetzt zu sehen gibt. „Und wir sind wirklich sehr, sehr glücklich, dass wir hier ausstellen dürfen.“
Videos, Raum- und Soundinstallationen, Performances, Malerei und Skulpturen
Die Ausstellungfläche von „It’s a Tomb!“ konzentriert sich auf den über 300 Quadratmeter großen Raum des früheren Geschäftsführers und Auftraggebers des Gebäudes, Günther Beisel, sowie auf einige weitere Räume. Auch der unmittelbare Außenraum der Mack-Pyramide ist miteinbezogen. Vertreten sind verschiedene Gattungen der zeitgenössischen Kunst wie Videos, Raum- und Soundinstallationen, Performances, aber auch Malerei und Skulpturen.
Das Bürohaus der Monheimer Kulturwerke GmbH wurde 1987 für die Scarabaeus Gesundheitsservice GmbH erbaut, ein pharmazeutisches Unternehmen, das 2008 schloss. Beauftragt durch Günther Beisel, den damaligen Geschäftsführer der Firma, entwarf der Architekt Horst Schmitges ein spektakuläres Gebäude mit einem pyramidalen Körper und einem zum Himmel hin offenen Atrium. Wichtige Bereiche des Hauses wurden von Heinz Mack gestaltet, Mitbegründer der ZERO-Gruppe und bedeutende Figur der deutschen Avantgarde seit den späten 50er-Jahren. Mack realisierte eine große Skulptur im Atrium, Wandreliefs und -malereien sowie das gesamte Mobiliar im großen Raum des Geschäftsführers. Die raffinierte postmoderne Architektur von Schmitges und die zum Gesamtkunstwerk gewordene Innengestaltung von Mack stellen heute einen kulturellen Schatz dar.
Raum des früheren Geschäftsführers erinnert Studierende an Grabkammer
Der Titel der Ausstellung „It’s a Tomb!“ – zu deutsch „Es ist ein Grab“ oder auch „Es ist eine Grabkammer“ entstand nach der intensiven Auseinandersetzung der Studierenden mit dem Gebäude, insbesondere mit dem Raum des früheren Geschäftsführers. Dr. Emmanuel Mir: „Der seit 2008 geschlossene und verwaiste Raum wirkte auf uns ein bisschen wie in einer Grabkammer. Es hat etwas Stillgelegtes. Dieser Ort ist eine Art künstlerisches Heiligtum, in dem ein Schatz aufbewahrt wird, der nicht angefasst werden kann. Das ist ein bemerkenswertes Gefühl, auch vor dem Wissen, was hier für die Zukunft geplant ist und sich der Gesamtraum der Pyramide verdoppeln wird. Es ist ein Ort voller Kraft und Energie, die noch nicht befreit sind.“
Bis auf einzelne Arbeiten, die als Reaktionen auf die Pyramide entstanden sind, gibt es in der Ausstellung keine verbindende Thematik. Vielmehr folgen die Studierenden ihren eigenen künstlerischen Schwerpunkten und passten diese an die architektonischen Gegebenheiten an. Mir: „Dabei stoßen wir immer wieder auf das Genie des Veränderers Heinz Mack, der aus einer anderen Zeit stammt, als unsere heutigen Studierenden. In der Ausstellung wird die Moderne auch ein Stück weit symbolisch begraben und in eine neue künstlerische Zeit gestartet. Dabei zeigt auch die Weltpolitik, dass wir eine neue Zeit brauchen.“ (ts)