Fachmännisch wird die Kette betrachtet. Eine Hand setzt die Pedale in Bewegung. Ein 17er Steckschlüssel muss her. Hans-Josef Sieffert weiß genau, was zu tun ist. Der 64-Jährige lacht und sagt: „Das ist doch eine Sinnvolle Beschäftigung.“ Er macht diese ehrenamtliche Tätigkeit gerne. Es ist ein Dienstagnachmittag. Wir befinden uns in der Fahrradwerkstatt auf dem Gelände des Sojus 7 an der Kapellenstraße. Es ist ein Integrationsprojekt für Flüchtlinge, bei dem verschiedene Institutionen erfolgreich an einem Strang ziehen. Der Monheimer SKFM ist ebenso dabei wie das Beratungscentrum und der Baumberger Allgemeine Bürgerverein. Von Seiten der Stadt sind es vor allem das Sojus, und die Jugendhilfe im Strafverfahren.
„Es ist ein Projekt, das weit über die Bereitstellung von Fahrrädern für die Geflüchteten hinausgeht. Hier sollen sich Menschen verschiedener Herkunft miteinander austauschen, voneinander lernen und gemeinsam etwas Sinnvolles tun“, erläutert Johannes Anderski vom SKFM. Die Flüchtlinge können sich ein Rad aussuchen, es mit meist Ehrenamtlichen verkehrssicher machen und sollen später in der Lage sein, es auch selbst zu reparieren. Letztlich wird damit auch die Mobilität dieser Menschen gesteigert – ein wichtiger Aspekt bei der dezentralen Unterbringung im ganzen Stadtgebiet.
„Ich helfe hier gerne. Und als Rentner habe ich doch auch genügend Zeit“, sagt Karl-Heinz Duday. Ebenso wie Hans-Josef Sieffert ist der 66-Jährige ehrenamtlich dabei. Beim SKFM engagiert er sich außerdem noch für die Tafel. Natürlich gibt es immer wieder mal Sprachschwierigkeiten. Doch da ist ja auch noch Zainab Al Tekreeti. Die junge gebürtige Irakerin macht zurzeit ihren Bundesfreiwilligendienst im Sojus 7. Und sie ist schnell zur Stelle, als Familie Najafi, aus Afghanistan stammend, zur Werkstatt kommt, um Räder abzuholen.
Dann wären da noch straffällig gewordene Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Sie sind ebenfalls ein Teil des Projektes. „Neben den handwerklichen Fähigkeiten lernen die jungen Menschen soziales Miteinander und Teamgeist kennen. Außerdem können sie das Erlernte in den privaten Bereich mitnehmen“, erläutert Angelika Jakob von der städtischen Jugendhilfe im Strafverfahren. Es werde das Gefühl vermittelt, etwas Nützliches für sich und andere geleistet zu haben.
Doch woher stammen die Fahrräder eigentlich. Hier kommt vor allem der Baumberger Allgemeine Bürgerverein gehörig mit ins Spiel. „Wir organisieren die Räder meist durch Spenden. Da sind einmal ältere Menschen, die sich nicht mehr aufs Rad trauen. Mittlere Altersgruppen steigen oft aufs E-Bike um. Und bei den Familien wachsen die Kinder irgendwann raus, und die kleinen Räder werden gespendet“, berichtet BAB-Vorsitzender Helmut Heymann. Sogar aus den Nachbarstädten kommen die Geschenke. „Die Leute finden die Aktion gut“, so Heymann. Bereits mehr als 200 Fahrräder habe man bereits gesammelt. Die werden dann meistens vom SKFM und vom Beratungscentrum abgeholt. Die Nachfrage bei den Flüchtlingen ist groß. Es gibt derzeit eine Warteliste. Aber die Räder müssen halt erst einmal absolut verkehrstauglich gemacht werden – was mit vereinten Kräften gelingt.
Übrigens: Wer noch ein Fahrrad spenden möchte, kann sich unter Telefon 02173 61922 an Helmut Heymann wenden. (nj)