Die Art Hub Immobilienverwaltungsgesellschaft als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Stadt hat am 31. März den Auftrag zur Errichtung des architektonisch und konzeptionell spektakulären Erweiterungsbaus über der heute bereits bestehenden Mack-Pyramide an die Firma Nüssli als Totalübernehmerin vergeben. Die Beauftragung für die Sanierung des Bestandbaus soll ebenfalls in Kürze erfolgen. Die Gesamtkosten für die Maßnahme belaufen sich auf 49,5 Millionen Euro.
Die Vergabe und Vertragsunterzeichnung erfolgte im Wissen um eine Beanstandung des Ratsbeschlusses für den Umbau der Mack-Pyramide vom 18. Oktober 2024 durch den Landrat. Dieser hatte zu Jahresbeginn die vermeintliche Verletzung vergaberechtlicher Bestimmungen bemängelt. Seine Weisung wird von der Stadt jedoch als „offenkundig rechtswidrig“ eingestuft. „Der gerichtlichen Entscheidung darüber sehen wir mit höchster Gelassenheit entgegen“, betont Bürgermeister Daniel Zimmermann. „Die Rechtslage ist in der Sache derart klar und eindeutig, dass wir uns von dem wirklich fast schon skurrilen Einwand, zum dem sich der Landrat offenbar von Teilen der Monheimer Ratsopposition drängen lassen hat, nicht aufhalten lassen werden.“
Der Zeitplan für den Umbau ist eng getaktet. Der Baustart ist noch in diesem Frühjahr vorgesehen. Am 8. März 2026, dem 95. Geburtstag von Heinz Mack, soll bereits das Richtfest gefeiert werden. Im Herbst darauf werden die neu geschaffenen Ausstellungsräume mit einer ersten Ausstellung eröffnet. Die endgültige Fertigstellung ist für Juni 2027 vorgesehen. Der architektonische Clou des Umbaus: Auf die bestehende Mack-Pyramide wird eine weitere gespiegelte Pyramide als zweiter Baukörper gesetzt, so dass die beiden Spitzen sich quasi in der Luft berühren und einander gegenüberstehen. Dabei wird auf zwei Etagen viel neuer Raum geschaffen.
Raum für zeitgenössische Kunst, Sammlungen und Nachlässe
In den neu hinzugewonnenen Ausstellungsräumen im Erweiterungsbau sowie in der sanierten alten Pyramide wird künftig nicht nur zeitgenössische Kunst zu erleben sein, sondern es werden auch Lager- und Ausstellungsflächen für private Kunstsammlungen, gemeinnützige Stiftungen und Erben von Künstler-Nachlässen bereitgestellt. „Ergänzend werden wir professionelle Dienstleistungen wie die kuratorische Betreuung und zeitgemäße Lagerungsmöglichkeiten anbieten“, erläutert Kirsten Witt, Geschäftsführerin der Art Hub.
Geplant sind unter anderem die dauerhafte Zugänglichkeit der schon vorhandenen Werke Heinz Macks, temporäre oder auch langfristige Präsentationen von Kunstwerken aus Privatsammlungen, gemeinnützigen Stiftungen und Künstler-Nachlässen sowie ein durch Schauräume ergänztes hochmodernes Lagerangebot, das auch während der Einlagerung den selektiven Zugang für ein Fachpublikum ermöglicht. Witt: „Wir werden unseren Mieterinnen und Mietern nicht nur attraktive Ausstellungsflächen, sondern auch ein professionelles Netzwerk, zeitgemäße Arbeitsräume und fachliche Expertise bieten. Im Erdgeschoss wird es ein gastronomisches Angebot in der Art eines Museums-Cafés geben, das zugleich den Mitarbeitenden der in der Mack-Pyramide beheimateten Kreativunternehmen und umliegender Firmen als Cafeteria dienen wird.“ Im Mieterausbau werden insgesamt circa 1800 Quadratmeter Bürofläche zur Verfügung stehen, die individuell nach den Bedarfen und Vorlieben der Mieterinnen und Mieter gestaltet werden können. Der perfekte Ort für ein Kultur-Netzwerk – auch in Verbindung mit Kooperationen in die Region.
„Entgegen aller Unkenrufe wird sich diese Nutzung wirtschaftlich rechnen.“
Kirsten Witt: „Privaten Stiftungen werden wir eine Art Mitgliedschaft anbieten, die gegen ein Entgelt den Zugang zu den Ausstellungs- und Event-Räumlichkeiten gewährt und sie damit vom Gemeinnützigkeitsstatus profitieren lässt, weil die Arbeiten dann öffentlich zugänglich sind. Das Gleiche gilt für die Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern. Und wir werden eine Infrastruktur bieten, die sich die Besitzerinnen und Besitzer kleinerer Sammlungen oft selbst nicht leisten können oder wollen.“
Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Ich freue mich auf die Realisierung dieses wichtigen Kulturprojekts. Mit der Mack-Pyramide besitzt Monheim am Rhein einen kunsthistorischen Schatz, den es zu sichern gilt. Gleichzeitig entwickeln wir das Potenzial des Ortes – sowohl für das kulturelle Leben der Stadt als auch als Magnet für die Kunstszene und die Kreativwirtschaft in der ganzen Region. Entgegen aller Unkenrufe wird sich diese Nutzung wirtschaftlich rechnen. Die fertige Mack-Pyramide wird als eindrucksvolle Landmarke den Stadteingang aufwerten und zugleich die dortigen Gewerbeflächen erweitern.“
Kirsten Witt: „Schon jetzt trifft das Projekt in der Kunst- und Ausstellungsszene auf reges Interesse. Uns wird viel zugetraut, da wir auf bestehende Lücken und Bedarfe zielen. Und die Verbindung ist einfach spannend: ein Gebäude als Gesamtkunstwerk, die Mischung aus Alt und Neu, aus Büro- und Ausstellungsflächen – und der ‚Mack-Raum‘ im ehemaligen Geschäftsführerbüro als begehbares Gesamtkunstwerk.“
Entwurf für den Umbau überzeugt auch in Architekturwettbewerb
Mit dem Erweiterungsbau wird nun der Entwurf „H EINS“ von Ruth Martin und Malte Grobenstieg baulich umgesetzt, mit dem die beiden Studierenden die Jury des Architekturwettbewerbs des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft überzeugen konnten. Bürgermeister Daniel Zimmermann: „Dieser Entwurf ist von bestechender Klarheit und passt wunderbar zur Grundidee der ZERO-Bewegung, die Heinz Mack zusammen mit Otto Piene und Günther Uecker begründet hat.“ ZERO steht für einen Neustart auch in der Kunst und für die Überwindung eines tradierten Kunstverständnisses. Die Künstler entwickelten neuartige Gestaltungsprinzipien, in denen Licht, Zeit, Raum und Bewegung eine große Rolle spielten. Diese Haltung bezogen sie aber nicht nur auf die Kunst; sie vertraten insgesamt eine zukunftsorientierte, von Aufbruch geprägte Lebensauffassung.
Art-Hub-Geschäftsführerin Kirsten Witt: „Bis heute steht die Arbeit von Heinz Mack im Zeichen von Neubeginn, Innovation und Experiment. Diese Haltung prägt auch unser Konzept für die Mack-Pyramide. Otto Piene bezeichnete ZERO als ‚die unmessbare Zone, in der ein alter Zustand in einen neuen übergeht.‘ Ich finde diese Idee inspirierend: die Leere, das Innehalten – wie der kraftvolle Moment zwischen Einatmen und Ausatmen. Ein solcher Freiraum liegt auch zwischen dem alten und dem neuen Baukörper. Hier wird ein kultureller Identifikationsort für die Stadt mit überregionaler Ausstrahlung geschaffen, der durch Stiftungen und Sammlungen sowie die Ansiedlung innovationsfreudiger Unternehmen der Creative Industries und deren Aktivitäten immer wieder neue Impulse erhalten wird. Diese werden durch die besondere Mischung aus Produktions-, Ausstellungs- und Bürofläche mit Gastronomie gezielt angesprochen – und genau das werden wir tun.“ (ts)