Junge Jury verleiht Jugendbuchpreis Wi(e)derworte an Antje Leser

Autorin wird für Roman „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ auf dem Rhein ausgezeichnet

Die 51-jährige Autorin Antje Leser aus Bonn nimmt den Jugendbuchpreis Wi(e)derworte im September auf dem Schiff „MS Rheinfantasie“ entgegen. Foto: Wiebke Leser

Mehr als 40 Kinder und Jugendliche aus Bonn, Bornheim und Monheim am Rhein haben entschieden: „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ ist der beste deutschsprachige Jugendroman der vergangenen zwei Jahre. Cover: Magellan Verlag

Der Jugendbuchpreis Wi(e)derworte der Stadt Monheim am Rhein geht in diesem Jahr an Antje Leser für ihren Roman „Luftschlösser sind schwer zu knacken“. Zum zweiten Mal wird der Preis in Zusammenarbeit mit dem Rheinischen Lesefestival Käpt’n Book der Stadt Bonn verliehen. Mehr als 40 Kinder und Jugendliche aus Bonn, Bornheim und Monheim am Rhein hatten in den vergangenen Monaten zahlreiche Bücher gelesen und in Videokonferenzen über Favoriten diskutiert. Antje Leser soll den mit 5000 Euro dotierten Preis im September auf der am Schiffsanleger vor Monheim am Rhein liegenden „MS Rheinfantasie“ entgegennehmen.

Die Jury bildeten in diesem Jahr Schülerinnen und Schüler des Amos-Comenius-, Clara-Fey-, Nikolaus-Cusanus-, Sankt-Adelheid- und Friedrich-Ebert-Gymnasiums Bonn, der Heinrich-Böll-Gesamtschule Bornheim sowie der Jugendjury aus dem Ulla-Hahn-Haus Monheim am Rhein. Jugendbuchautor Christian Linker, der die Jury für das städtische Ulla-Hahn-Haus seit 2013 begleitet, lobt die Arbeit der 12- bis 18-Jährigen: „Es ist beeindruckend, wie leidenschaftlich und kenntnisreich die Jugendlichen über Literatur diskutieren. Es war noch nie so spannend wie in diesem Jahr.“ Obwohl das Rennen am Schluss außerordentlich knapp war, sei die Sitzung in sehr fairer und wertschätzender Atmosphäre verlaufen. Er spricht von Debattenkultur im doppelten Wortsinn: „Es geht ums Lesen und es geht um Mitbestimmung und Eigenverantwortung. Diese Mischung macht die Juryarbeit so wertvoll.“

Auf der [intern]Shortlist fanden sich neben Antje Leser die Autorinnen und Autoren Tamara Bach („Sankt Irgendwas“), Annette Mierswa („Wir sind die Flut“), Karl Olsberg („Boy in a Dead End“), Hannes Wirlinger („Der Vogelschorsch“) und Tania Witte („Die Stille zwischen den Sekunden“). Mit dem Roman „Luftschlösser sind schwer zu knacken“, 2020 im Magellan Verlag erschienen, haben die Jugendlichen keine leichte Kost ausgewählt: In Antje Lesers Roman trifft der 17-jährige Jonas auf die gleichaltrige Nika, die als Kind an eine skrupellose Einbrecherbande verkauft wurde und, statt zur Schule zu gehen, professionell in Häuser einsteigt. Antje Leser schildert den brutalen Alltag krimineller Clans weit jenseits von Klischees und Populismus. Wie Nika versucht, mit Jonas‘ Hilfe aus der Spirale von Abhängigkeit und Gewalt zu entkommen, finden die Jugendlichen „tief berührend und gleichzeitig unglaublich spannend bis zur letzten Seite. Indem Antje Leser ihre beiden Hauptfiguren abwechselnd erzählen lässt“, so die Jury, „erleben wir hautnah den Zusammenprall zweier völlig verschiedener Welten.“ Damit konnten sich die „Luftschlösser“ am Ende durchsetzen.

Preis für Bücher über Emanzipation junger Menschen

Der Jugendbuchpreis wird seit 2013 verliehen und gehört mit einem Preisgeld von 5000 Euro zu den am höchsten dotierten Auszeichnungen für Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum. Inspiriert vom Werk und der Lebensgeschichte Ulla Hahns zeichnet er Bücher aus, die von der Emanzipation junger Menschen erzählen. Im Fokus stehen Geschichten über junge (Anti-)Heldinnen oder -Helden im Widerstreit, die großen gesellschaftlichen Fragen unserer Zeit, Wege und Irrwege des Heranwachsens oder die Auseinandersetzung mit der Welt und dem eigenen Ich. In die Auswahl für den Preis kommen Romane, die in den vergangenen zwei Jahren als deutschsprachige Originalausgabe erschienen sind. 2013 ging der Jugendbuchpreis an Jennifer Benkau für „Dark Canopy“, 2015 an Wulf Dorn für „Phobia“, 2017 an Heike Karen Gürtler für „Mut ist der Anfang vom Glück“ und 2019 an Lea-Lina Oppermann für „Was wir dachten, was wir taten“.

Die 51-jährige Antje Leser, die nach Stationen in Süddeutschland und in den USA heute in Königswinter bei Bonn lebt, wird die Auszeichnung am 17. September bei einer Preisverleihung auf dem Schiff „MS Rheinfantasie“ entgegennehmen. Dort wird auch der Ulla-Hahn-Autorenpreis verliehen, mit dem die Stadt herausragende literarische Debüts prämiert. Die Jury unter Vorsitz der in Monheim geborenen Schriftstellerin Ulla Hahn wird ihre Entscheidung voraussichtlich im Juli bekanntgeben. (bh)

[PDF]Trägerinnen und Träger der städtischen Literaturpreise

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